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Siegestor-Köpfler Angelos Charisteas feiert samt Sohnemann auf der Brust und dem Teamkollegen Angelos Basinas.

Foto: Reuters

Griechenland feiert sich.

Lissabon - Was Recht ist, kommt wieder. Wie im ersten hatten die Portugiesen mit den Griechen auch im letzten Spiel ihre liebe Not, und die Griechen hatten ihre liebe Hetz. Der Sieg war nicht einmal unverdient, Bremen-Legionär Angelos Charisteas fixierte ihn in der 57. Minute per Kopf, nachdem Angelos Basinas eine Ecke zur Mitte gebracht hatte. Und so folgt Griechenland als Europameister der UdSSR (1960), Spanien, Italien, Deutschland, der Tschechoslowakei, Deutschland, Frankreich, den Niederlanden, Dänemark, Deutschland und Frankreich. Die Überraschung ist ähnlich groß wie 1992, als die für das ausgeschlossene Jugoslawien eingesprungenen Dänen den Titel davontrugen.

Die Begegnung vor 64.000 Zuschauern im ausverkauften Estadio Da Luz, unter ihnen 15.000 Fans aus Griechenland, entwickelte sich zu einem überraschend ansehnlichen Hin und Her. Die Ansehnlichkeit war vor allem den Griechen zu verdanken, die nicht so defensiv wie befürchtet agierten, sondern schon in der gegnerischen Hälfte attackierten und auch von etlichen Abspielfehlern der Portugiesen profitierten. Deco konnte das Spiel genauso wenig an sich ziehen wie Luis Figo, die Griechen erarbeiteten sich mit viel Laufarbeit und Einsatz ein Übergewicht im Mittelfeld.

Kaum Torszenen

So kam's kaum zu zwingenden Torchancen, in der 14. Minute schoss Miguel aus spitzem Winkel, und Griechenlands Torhüter Antonis Nikopolidis wehrte zur Ecke ab. Drei Minuten später herrschte Aufregung im Strafraum Portugals, nach einer wunderbaren griechischen Aktion kam Angelos Charisteas gegen Torhüter Ricardo etwas zu kurz. Die größte Möglichkeit vor der Pause hatten die Portugiesen nach einer knappen halben Stunde, Maniche verzog knapp.

Erst nach einer halben Stunde Spielzeit drängten die Griechen verstärkt in die portugiesische Hälfte, allerdings fehlte es an der nötigen Aggressivität und Präzision im Abschluss. Das Defensiv-Konzept der Platzherren geriet allerdings kurz vor der Pause etwas durcheinander, da Verteidiger Miguel drei Minuten vor Ende der ersten Spielhälfte wegen einer Rippenverletzung vom Platz musste.

Entscheidung durch Charisteas

Nach der Pause verstärkten zunächst die Gastgeber ihre Bemühungen. Allerdings gelang es den Griechen weiter, die Passwege zu blockieren und vor allem Luis Figo aus dem Spiel zu halten. Der Kapitän der Portugiesen wechselte zwar häufiger die Seiten, wurde allerdings von den griechischen Außenverteidigern Georgios Seitaridis und Panagiotis Fyssas behindert. Völlig überraschend kamen die Griechen in dieser Drangphase der Gastgeber zum Führungstreffer. Charisteas stieg höher als alle Verteidiger und erzielte sein drittes EM-Tor.

Ein verwirrter Fan lief auf das Spielfeld und ins griechische Tor, er wurde von 27 Polizisten überwältigt. Portugal drängte auf den Ausgleich, Ronaldo vergab zweimal, ein Figo-Schuss wurde gerade noch abgelenkt. Der deutsche Referee Markus Merk ließ noch fünf Minuten nachspielen, dann war Griechenland Europameister. (fri, sid - DER STANDARD PRINTAUSGABE 5.7. 2004)

  • Portugal - Griechenland 0:1 (0:0). Estadio da Luz, 65.000 (ausverkauft), SR Markus Merk (GER).

    Tor: 0:1 (57.) Charisteas

    Portugal: Ricardo - Miguel (43. Paulo Ferreira), Ricardo Carvalho, Jorge Andrade, Nuno Valente - Costinha (60. Rui Costa), Maniche - Cristiano Ronaldo, Deco, Figo - Pauleta (74. Nuno Gomes)

    Griechenland: Nikopolidis - Seitaridis, Kapsis, Dellas, Fyssas - Charisteas, Zagorakis, Katsouranis, Basinas, Giannakopoulos (76. Venetidis) - Vryzas (81. Papadopoulos)

    Gelbe Karten: Costinha (12./Foul), Nuno Valente (93./Foul) bzw. Basinas (45./Handspiel), Fyssas (67./Foul), Papadopoulos (85./Foul), Seitaridis (63./Unsportlichkeit)