An der Universität Wien rumort es wieder: Die LektorInnen fürchten Gehaltseinbußen und den Verlust des Versicherungsschutzes durch die ihnen vorgestellten neuen Verträge.

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Nach den StudienassistentInnen protestieren nun auch die LektorInnen gegen die von der Universität vorgesehenen neuen Verträge. Die LektorInnen sind zwar seit dem Sommersemester 2004 angestellt, sie sind aber ab dem kommenden Wintersemester mit zum Teil empfindlichen Gehaltskürzungen konfrontiert. Die LektorInnen am Institut für Kultur- und Sozialanthropologie haben deshalb einen offenen Protestbrief an das Rektorat geschickt.

In dem Brief schildern die LektorInnen mögliche Auswirkungen der neuen Verträge: Bei einem zweistündigen Proseminar bedeute dies zum Einen eine Gehaltskürzung von 600 Euro. Zum Anderen würden die Betroffenen dadurch unter die Geringfügigkeitsgrenze fallen und wären nicht mehr versichert.

"Innovativ" und "besonders innovativ"

Die beklagten Kürzungen sind das Resultat einer neuen Einteilung von Lehrveranstaltungstypen. Neben einem Grundgehalt erhalten die LektorInnen nämlich auch eine Bezahlung für die abgehaltenen Lehrveranstaltungen. Dieses fällt je nach Art der Veranstaltung unterschiedlich hoch aus. In Zukunft soll es zwei unterschiedliche Kategorien geben: "Besonders innovative" und "innovative" Lehrveranstaltungen.

"Damit will die Universität doch nur Geld sparen," ärgert sich eine Lektorin. "Es kann passieren, dass einE LektorIn durch für die gleiche Lehrveranstaltung im nächsten Semester weniger Geld bekommt als im vergangenen. Der Aufwand bleibt aber der Gleiche." Aus diesem Grund fordern sie in ihrem Brief vom Rektorat auch die Rücknahme des neuen Schemas.

Lehrauftrag aus sozialen Gründen?

Vizerektor Mettinger habe versichert, dass LektorInnen, die unter die Geringfügigkeitsgrenze fallen, aus sozialen Gründen einen zweiten Lehrauftrag bekommen könnten, erklärt die Lektorin. Eine Ankündigung, der sie jedoch nicht so recht Glauben schenken möchte: "Es ist doch ganz klar, dass niemand aus sozialen Gründen einen Lehrauftrag bekommt. Außerdem ist das schon vom Budget her nicht leistbar."

Das Rektorat betont, mit den LektorInnen im Gespräch zu sein. "Außerdem finden mit dem Betriebsrat der Universität Wien laufend Gespräche statt. Ziel ist es gemeinsame Lösungsmodelle zu erarbeiten.", erklärt die Pressesprecherin der Uni Wien, Cornelia Blum. "Da die Verhandlungen noch voll im Gange sind, ist der Abschluss der Verhandlungen noch nicht endgültig abschätzbar."

"Dienst nach Vorschrift bis Boykott möglich"

Viel Vertrauen in die Universitätsleitung haben die LektorInnen am Institut für Kultur- und Sozialanthropologie jedoch nicht. Vor Kurzem habe es ein Gespräch mit den Vizerektoren Arthur Mettinger und Martha Sebök gegeben. Beide hätten Verständnis für ihre Anliegen gezeigt und weitere Gespräche zugesagt. "Doch die bisherigen Erfahrungen haben gezeigt, dass es bei den Gesprächen bleibt", erklärt eine Betroffene. Im August sollen die neuen Verträge vorgelegt und im September unterzeichnet werden. Dann wollen die LektorInnen über ihr weiteres Vorgehen beraten: "Von Dienst nach Vorschrift bis hin zum Boykott ist da alles möglich." (7.7.2004)