Die Aktionäre der Jenaer Intershop AG haben auf der Hauptversammlung des Softwareunternehmens den Vorstand hart kritisiert. So sagte Markus Jäckel von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz auf dem Aktionärstreffen am Mittwoch in Weimar, die mit "vielversprechenden Wachstumsraten gelockten" Aktionäre stünden "vor einem Scherbenhaufen", Mitarbeiter seien in existenzbedrohende Lagen gekommen.

Weniger Verluste

Intershop hatte das Geschäftsjahr 2003 mit einem zwar auf 18,6 Mio. Euro verringerten Nettoverlust abgeschlossen, der Umsatz war allerdings deutlich von 45,1 Mio. Euro im Jahr 2002 auf 23,2 Mio. Euro gesunken.

Vorstandschef Jürgen Schöttler begründete die seit Jahren anhaltenden negativen Bilanzen mit "einem schwierigen Marktumfeld, das von anhaltender Konjunkturschwäche und Investitionszurückhaltung der Unternehmen" gekennzeichnet gewesen sei. Mit energischen Restrukturierungsmaßnahmen seien jedoch nunmehr die richtigen Weichen gestellt worden, verteidigte Schöttler das Konzept. Er kündigte für das Geschäftsjahr 2004 ein ausgeglichenes Nettoergebnis an. Der Aufsichtsrat wurde von derzeit sechs auf drei Mitglieder reduziert. Bereits am Montag war Ralf Männlein zum neuen Vorstand für Betrieb und Marketing berufen worden.

Fahrlässig

Jäckel warf dem Vorstand vor, fahrlässig mit dem Geld der Aktionäre umgegangen zu sein. Er bemängelte auch, dass ein Mitglied des Aufsichtsrates neben monatlichen Bezügen von 10.000 Euro noch jährlich 200.000 Euro für Beratungstätigkeit von Intershop erhalte.

Vorstandsmitglied Eckhard Pfeiffer verteidigte diese Praxis. Das betreffende Aufsichtsratsmitglied sei ein erfahrener Manager, der vorher ein Vielfaches verdient habe. Unter seiner Leitung sei unter anderem die "leider notwendige Entlassungswelle" im Unternehmen ohne jegliche gerichtliche Probleme für das Unternehmen gemeistert worden, sagte Pfeiffer. Intershop beschäftigt noch rund 250 Mitarbeiter.

"Wir haben viele Dinge verändert."

Intershop hält trotz Fehlstarts mit roten Zahlen im ersten Quartal an seiner Prognose für 2004 fest. Erstmals in der Firmengeschichte soll ein ausgeglichenes Nettoergebnis erwirtschaftet werden. Vorstandschef Jürgen Schöttler verwies am Mittwoch bei der Hauptversammlung in Weimar auf die erreichte Kostensenkung. "Wir haben viele Dinge verändert." Aktionärschützer kritisierten einen mit 200.000 Euro dotierten Beratervertrag für ein Jenoptik-Aufsichtsratsmitglied. (APA/dpa)