Belgrad - Der serbisch-montenegrinische Staatspräsident
Svetozar Marovic drängt zur uneingeschränkten Zusammenarbeit mit dem
UNO-Kriegsverbrechertribunal für Ex-Jugoslawien. Gegenüber dem
serbischen Staatsfernsehen unterstrich Marovic am Mittwochabend, dass
das Gesetz über die Zusammenarbeit mit dem Haager Tribunal für
Serbien-Montenegro bindend sei. "Wir haben Aussichten auf eine
europäische Integration, wenn wir unseren internationalen
Verpflichtungen nachkommen. Wir haben aber auch Aussichten auf eine
geschlossene Tür, wenn wir sie nicht erfüllen", warnte der
Staatschef.
Auslieferungsverfahren verzögert
Die Warnung Marovic' erfolgte zu einem Zeitpunkt, da Serbien die
Auslieferung von vier hohen Militärs hinauszögert. Die vergangene
Woche vom serbisch-montenegrinsichen Außenministerium eingeleiteten
Auslieferungsverfahren betreffen den früheren jugoslawischen
Generalstabschef Nebojsa Pavkovic, sowie die Generäle Vlastimir
Lazarevic, Sreten Lukic und Vlastimir Djordjevic. Die Initiative
dafür kam von Außenminister Vuk Draskovic, der sich offensichtlich
nicht mit dem serbischen Regierungschef Vojislav Kostunica darüber
beraten hatte. Die Demokratische Partei Serbiens (DSS) von Kostunica
ist nach Medienberichten mit diesem Vorgehen nicht einverstanden.
Die Belgrader Tageszeitung "Vecernje novosti" berichtete am
Donnerstag, dass sich der neue serbische Präsident, Boris Tadic, mit
Regierungschef Kostunica, dessen Stellvertreter Miroljub Labus und
Parlamentspräsident Predrag Markovic geeinigt habe, dass in den
kommenden Monaten geklärt werden soll, ob sich der angeklagte frühere
bosnisch-serbische Militärführer Ratko Mladic in Serbien aufhalte.
Als Gegenleistung würde man demnach von der internationalen
Staatengemeinschaft verlangen, den Prozess gegen die vier Generäle
vor einem Belgrader Gericht führen zu können, berichtet das Blatt.
Sowohl Präsident Marovic als auch Außenminister Draskovic sind gegen
ein derartiges Vorgehen. (APA)