Wien - Allein stehende Menschen, die tagelang hilflos in ihren Wohnungen liegen und erst spät oder zu spät von Angehörigen oder Nachbarn gefunden werden - das ist längst nicht mehr die Ausnahme. Das Rote Kreuz bietet seit längerem die so genannte "Rufhilfe" an: Ein Gerät, das wie eine Armbanduhr oder eine Halskette getragen wird und mit dem man mittels Knopfdruck Hilfe rufen kann.

Jetzt hat die Technische Universität Wien im Rahmen eines EU-Projekts gemeinsam mit Partnern aus Italien, Spanien und England ein neues, intelligentes System entwickelt. Das Alarmsystem "SILC", das am Handgelenk getragen wird, erkennt mittels Beschleunigungssensoren einen Sturz und meldet diesen automatisch einem Notarzt.

High-Tech-Uhr

SILC - das ist die Abkürzung für "Supporting Independently Living Citizens". Es handelt sich um eine High-Tech-Uhr, die unter anderem den Puls sowie die Hauttemperatur und -feuchtigkeit überwacht. Das Drücken des Alarmknopfes entfällt. Sollte ein vorher definierter "kritischer Zustand" erkannt werden, erfolgt die Benachrichtigung automatisch.

"Das Schwierige daran ist, dass das System erkennen muss, ob sich ein Arm beispielsweise nur schnell bewegt, weil man heftig gestikuliert oder ob ein Sturz erfolgt ist. Um Fehlinterpretationen mit Sicherheit ausschließen zu können, wird ein 3D-Algorithmus verwendet, der die typischen Muster eines Sturzes unabhängig von der Fallrichtung auswertet", heißt es auf der Website der TU-Wien. Der SILC-Alarm wird dann über Bluetooth an eine PC-Basisstation geleitet, die über das öffentliche Telefonnetz an ein Alarm- und Service-Zentrum angeschlossen ist.

Tests

Vor der Entwicklung des "SILC" wurden 70 potenzielle Benutzer und 36 Pfleger sowie Experten von Service-Zentren wie z.B. die Johanniter-Unfallhilfe in Wien, nach ihren Wünschen und Bedürfnissen für ein reibungslos funktionierendes Notrufsystem befragt. Der nun vorliegende Prototyp wurde dann von 23 älteren Personen und neun Experten aus Österreich und England getestet.

"SILC" ist nach Auskunft der TU-Wien aber noch nicht am Markt erhältlich, auch sei noch kein Termin dafür bekannt. Für die kommerzielle Schiene sei die am Projekt beteiligte englische Firma Cardionetics Ltd. zuständig. (APA)