Diesmal tricksten die Ferrari-Strategen sozusagen umgekehrt. In Magny Cours war Schumacher viermal an die Box gekommen. In Silverstone nur zweimal, einmal weniger als Polepositioner Kimi Räikkönen im McLaren-Mercedes. Schumachers Startattacke auf den drittplatzierten BAR-Mann Button schlug zwar fehl, aber den Boxenschmäh beherrschen er und seine Crew aus dem Effeff. In Runde elf kamen Spitzenreiter Räikkönen und Button gemeinsam in die Box, Schumacher übernahm die Führung.
Nach vier blitzschnellen Runden folgte dann der erste Halt des Deutschen, der vor Räikkönen wieder auf die Strecke zurückkam. Jean Todt, der Rennleiter bei den Italienern, hob den Daumen und sagte: "Bingo!" Aber erst der zweite von drei Boxenstopps des Finnen in Runde 29 beendete vorerst den Zweikampf. Schumacher kam sieben Runden später zu seinem letzten Halt, wieder fuhr er exakt vor seinem einzigen Verfolger auf die Piste. Wieder: "Bingo!"
Großes Glück für verunfallten Trulli
Nur einmal schien der Finne doch noch Widerstand leisten zu können. In der 41. Runde überschlug sich Jarno Trulli bei Tempo 250 mehrmals, um dann unverletzt aus dem Wrack zu steigen. Während der Safety-Car-Phase fuhr Räikkönen zum dritten Stopp und kam so Schumacher nahe, schien ihn dann sogar rundenlang zu jagen. Der Deutsche ließ sich davon freilich nur marginal beeindrucken.
Herzschlagfinale
Im Ziel hatte er dann immerhin einen Vorsprung von 2,1 Sekunden. Dritter wurde der Brasilianer Rubens Barrichello im zweiten Ferrari vor Lokalmatador Jenson Button im BAR-Honda. In der WM-Gesamtwertung führt Michael Schumacher bei sieben noch ausstehenden Rennen mit 100 Punkten und damit 26 Zählern Vorsprung auf Barrichello (74) und Button (53).
Österreichs Beitrag zur Formel 1, Christian Klien, und sein Jaguar landeten auf Platz 14. Bezüglich eines ersten WM-Punktes wird der Vorarlberger auf den 25. Juni und damit Hockenheim vertröstet. Dort wird allerdings wieder kein Schwein auf ihn schauen. Denn Hockenheim ist "Schumis own country". Neben Ferrari natürlich: " Ich bin so froh und stolz, in diesem Team zu sein." (DER STANDARD, Printausgabe, Montag, 12. Juli 2004, ag, wei)
Endstand des Formel-1-Grand-Prix von England nach 60 Runden zu je 5,141 km = 308,46 km
1. Schumacher (GER) Ferrari 1:24:42,700 (Schnitt: 218,478 km/h) 2. Räikkönen (FIN) McLaren + 2,130 3. Barrichello (BRA) Ferrari + 3,114 4. Button (GBR) BAR + 10,683 5. Montoya (COL) Williams + 12,173 6. Fisichella (ITA) Sauber + 12,888 7. Coulthard (GBR) McLaren + 19,668 8. Webber (AUS) Jaguar + 23,701 9. Massa (BRA) Sauber + 24,023 10. Alonso (ESP) Renault + 24,835 11. Sato (JPN) BAR + 33,736 12. Gene (ESP) Williams + 34,303 13. da Matta (BRA) Toyota + 1 Runde 14. Klien (AUT) Jaguar + 1 Runde 15. Heidfeld (GER) Jordan + 1 Runde 16. Bruni (ITA) Minardi + 4 Runden