Bild nicht mehr verfügbar.

Vor allem in Kärnten gab es gegenüber den Supermonaten Mai und Juni 2003 heuer Einbrüche von teilweise 20 Prozent und mehr.

Foto: APA/dpa/dpaweb
Wien - Die Sommerfrische mit Temperaturen um die 17 Grad hat Hoffnungen der österreichischen Tourismusbranche auf ein passables Sommerergebnis endgültig zerstört. "Wir steuern auf eine veritable Krise zu", sagte der Chef der Österreichischen Hoteliervereinigung, Sepp Schellhorn, dem STANDARD. "Wo man in der Ferienhotellerie auch hinschaut: Mit wenigen Ausnahmen gibt es überall Rückgänge."

Dabei ist man so hoffnungsfroh in den Sommer gestartet. Nach einem Rekordergebnis im Winter, das trotz Konjunkturkrise zustande kam, sah man gute Chancen auf ein herzeigbares Plus im Sommer. Wirtschaftsforscher und die Österreich Werbung (ÖW) gingen von einem drei- bis vierprozentigen Umsatzzuwachs aus. Nun könnten selbst diese vorsichtigen Prognosen ins Wasser fallen. "Wir werden heuer die schwarze Null kaum schaffen", sagt Schellhorn.

"Leute fahren dorthin, wo es warm ist"

Mai, Juni und auch der bisherige Juli waren durchwegs schlecht, kaum ein Wochenende ohne Regen. Schellhorn: "Die Leute konsultieren die Wetterseiten im Internet und fahren dorthin, wo es warm ist. Damit müssen wir leben."

Vor allem in Kärnten gab es gegenüber den Supermonaten Mai und Juni 2003 heuer Einbrüche von teilweise 20 Prozent und mehr. Auch in Oberösterreich, Tirol und den ländlichen Gebieten Salzburgs lief die Saison bisher schlecht.

Auf und davon

"Heuer schlägt erstmals die Not in Deutschland voll bei uns durch", sagt Schellhorn, und fordert eine Aufstockung der Werbemittel der ÖW. Durch verstärktes Bearbeiten der Fernmärkte sollte die Abhängigkeit vom deutschen Markt reduziert werden. Auch die Diskussion um weniger Urlaub in Deutschland lasse nichts Gutes erwarten. Vergangenen Sommer entfielen 43,2 Prozent der gut 61 Mio. Nächtigungen auf Gäste aus Deutschland.

Schellhorn bezweifelt auch die Sinnhaftigkeit von neun verschiedenen Landestourismusorganisationen: "Es wäre vielleicht besser, das Geld konzentrierter einzusetzen."

Städtetourismus positiv

Positiv abheben konnte sich der Städtetourismus - nicht zuletzt Folge der vielen Billigairlines, die in Österreich landen. Relativ gut erging es auch der steirischen und burgenländischen Thermenregion.

Urlaub in Österreich verkauft sich heuer auch im Verkehrsbüro schlechter. "Bis jetzt wurden bei uns, verglichen mit 2003, um rund fünf Prozent weniger Österreich-Urlaube gebucht", sagte der Sprecher von Österreichs größtem Reisebüro, Andreas Zenker. Insgesamt sei man beim Umsatz derzeit gut zwölf Prozent über Vorjahr.

Griechenland, Spanien und Italien seien die meistgebuchten Länder, alle drei jedoch mit Rückgängen. Aufsteiger der Saison sei die Türkei an der vierten Stelle: plus 70 Prozent. (stro, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 12.7.2004)