Das Publikum lauscht ehrfürchtig, wenn Andreas Khol mit Zitaten herumwirft. Zuletzt zitierte Khol aus dem Roman "Der Leopard": Es müsse sich alles ändern, wenn man wolle, dass alles bleibe, wie es ist.

Aber als Beweis für die Notwendigkeit von Reformen, wie von Khol gemeint, eignet sich das Zitat nur sehr bedingt: denn im Roman ist damit die oberflächliche politische Modernisierung gemeint, mit der das reaktionäre Feudalsystem (in Sizilien) erst recht gefestigt werden soll.

Das veranlasste uns, eines der berühmtesten Zitate Khols zu hinterfragen: Im Oktober 2000 wurde er im Falter gefragt, was aus seinem Versprechen geworden sei, mit ihm werde es keine Koalition mit der FPÖ geben. Kohl darauf: "Ich habe meine Meinung unter dem Druck der Ereignisse geändert. Die Wahrheit ist eine Tochter der Zeit."

Also: Die Wahrheit ist veränderbar. Das schien uns – gerade vom Katholiken Khol – irgendwie verdächtig. Auf der nützlichen Website imperiumromanum.com haben wir jedoch folgenden Eintrag gefunden: "Veritas filia temporis. Wortwörtlich: Die Wahrheit (ist) eine Tochter der Zeit. Bedeutung: Mit der Zeit kommt die Wahrheit ans Licht."

Das passt doch schon viel besser. (DER STANDARD, Printausgabe, 13.7.2004)