Spät, aber doch hat sich nach der UNO und den USA auch die Europäische Union der humanitären Katastrophe im Sudan angenommen. Mehr als eine Million schwarzafrikanischer Sudanesen ist dort auf der Flucht vor arabischstämmigen Milizen, die mit tatkräftiger Unterstützung der Regierung in Khartoum mordend durch die Region Darfour, immerhin so groß wie Frankreich, ziehen. Falls die Regierung im Sudan diesem staatlich gebilligten Terror nicht Einhalt gebietet, könnten sehr bald UN-Sanktionen verhängt werden, was zumindest ein erster Schritt in die richtige Richtung wäre.

Das Elend der Flüchtlinge alleine zwingt zu einem raschen und entschlossenen Einschreiten. Eine Tragödie wie 1994 in Ruanda, als Hutu- Milizen rund 800.000 Menschen binnen zehn Wochen abschlachteten, sollte sich nie mehr wiederholen dürfen. Doch nicht nur edle Humanitas motiviert zum Einschreiten. Im Süden von Darfour gibt es - wie könnte es anders sein - gewaltige Erdölvorkommen, deren Wert auf runde 25 Milliarden Euro geschätzt wird. Auch in der Nachbarregion Westkordofan liegen enorme Ölfelder. Khartoum wollte dies nützen und seine Erdölproduktion von derzeit täglich 300.000 Barrel im nächsten Jahr auf eine halbe Million Barrel erhöhen.

Die China National Petroleum Corporation baute bereits eine Pipeline zu diesen Ölfeldern, die mehr als eine halbe Milliarde Euro kostet und noch heuer in Betrieb gehen soll. Weitere Milliardeninvestitionen sind geplant, aber das Geld wird nicht fließen, wenn die Sicherheit in den Förderregionen nicht gewährleistet ist oder wenn die UNO ein umfassendes Embargo verhängt. Daran kann das Regime in Khartoum kein Interesse haben. Und deshalb wäre im Fall Sudan ein Embargo, ähnlich wie bei den "Blutdiamanten", durchaus effizient. (DER STANDARD, Printausgabe, 13.7.2004)