Wien - Drei Jahre nach der Pleite der Libro AG kämpft deren früherer Vorstandschef Andre Rettberg, seit Februar per Haftbefehl gesucht, jetzt auf dem Klagsweg gegen seinen Privatkonkurs. Dies berichtet die Info-Ilustrierte "News" in ihrer am Donnerstag erscheinenden Ausgabe. Die Bank Austria Creditanstalt (BA-CA) führt wegen eines 5,2 Mio. Euro-Kredits gegen Rettberg Exekution, die am 8. Juli vom Wiener Bezirksgericht Josefstadt bewilligt wurde. "Das lassen wir uns sicher nicht gefallen und klagen jetzt die Bank Austria", wird Rettberg-Anwalt Elmar Kresbach zitiert.

"Wir werden mit unserer Gegenklage Interessenkonflikte sowie Pflichtverletzungen der Bank aufdecken, durch die mein Mandant geschädigt wurde", sagte Kresbach dem Magazin. "News" zufolge zielt Rettbergs Klage gegen die BA-CA über 726.728,34 Euro vor allem darauf ab, dass der Vergleich vom Sommer 2003 nach wie vor gültig und die Exekution damit unzulässig sei.

"Geheime Gespräche"

In der Klage werden laut dem Magazinbericht "geheime Gespräche" der Bank mit dem Vorstand der Andre Maarten Rettberg Privatstiftung zum Nachteil des Ex-Libro-Chefs ins Treffen geführt. "Wir werden die rechtswidrige Vorgangsweise aufdecken, die einen Schaden von cirka 43 Millionen Euro verursacht hat", kündigt Kresbach an.

Indes droht Rettberg neben der laufenden Strafuntersuchung und dem aufrechten Haftbefehl weiteres Ungemach, schreibt "News". Der Masseverwalter der Pleite gegangenen Libro AG, Günther Viehböck, hat Rettberg und Ex-Libro-Finanzchef Johann Knöbl zivilrechtlich auf 5,4 Mio. Euro geklagt. "Im Fall von Rettberg überlegen wir derzeit, einen Konkursantrag zu stellen", erklärt Viehböck. "Damit könnten wir feststellen, ob Rettberg überhaupt Vermögen hat und ob eine weitere Prozessführung sinnvoll ist."

Wo sich der Ex-Libro-Boss, mittlerweile seit 160 Tagen flüchtig, zur Zeit aufhält, ist nach wie vor ungewiss. Zumindest zwei Zeugen wollen Rettberg in Wien, nahe seinem letzten Wohnsitz im achten Wiener Gemeindebezirk, gesehen haben, wie "News" berichtet. Die vagen Hinweise seien für die Behörden jedoch unbrauchbar. Die Ermittler würden ständig mögliche Verstecke überprüfen und über Transaktionen wachen.(APA)