Bild nicht mehr verfügbar.

Der Labour-Kandidat aus Leicester, Peter Soulsby (R) blickt vor sich hin, während der Liberaldemokrat Parmjit Singh Gill sich über seinen Sieg freut.

Foto: Reuters/Darren Staples

Bild nicht mehr verfügbar.

Tony Blairs Beliebtheitswerte sind in den vergangenen Monaten deutlich gefallen.

Foto: Reuters/Matt Dunham
London - In Großbritannien hat die Labour-Party von Premier Tony Blair bei zwei als Stimmungstests geltenden Nachwahlen eine Niederlage erlitten. Zwar konnte sie sich in Birmingham knapp als stärkste Partei behaupten. In dem ebenfalls als Labour-Hochburg geltenden Wahlkreis Leicester Süd siegten allerdings die oppositionellen Liberaldemokraten. In der mittelenglischen Stadt leben zahlreiche Muslime.

In Birmingham, ebenfalls jahrzehntelange Hochburg der Linken mit zahlreichen muslimischen Bürgern, verteidigte Labour ihren Parlamentssitz - sie lagen mit nur 460 Stimmen Vorsprung (36,5 Prozent) aber extrem knapp vor den Liberaldemokraten (34,2). Auch dort waren die Konservativen (17,3) nur dritte Kraft. Die Ergebnisse in Leicester und Birmingham sind ein weiterer Rückschlag für Blair nach den schweren Stimmenverlusten bei der Europawahl und bei den Kommunalwahlen im Juni.

"Rechtfertigung falsch"

Die Liberaldemokratische Partei, die sich gegen den Irak-Krieg gestellt hatte, gewann in Leicester-Süd klar mit 34,9 Prozent der Stimmen. Labour kam mit 29,3 Prozent auf Platz zwei vor den Konservativen, die nur 19,7 Prozent erhielten. Der Sieger im Wahlbezirk, der liberaldemokratische Politiker Parmjit Singh Gill, erklärte, die Wähler hätten ihr Urteil über den Irak-Krieg abgegeben. "Die Behauptungen über Massenvernichtungswaffen waren übertrieben", sagte der in Leicester geborene Sikh. "Die Rechtfertigung, die Tony Blair für die Unterstützung George Bushs gab, war falsch." Blair habe das Vertrauen der Bevölkerung missbraucht und verloren.

Der Parteichef der Liberaldemokraten, Charles Kennedy, sagte am Freitag zu den Ergebnissen: "Das war eine hervorragende Nacht, eine absolut umwerfende Nacht. Ich denke, dass der Irak das große Thema war." Blairs Gesundheitsminister John Reid räumte ein, dass die Wahl Ausdruck des Protests gegen den Irak-Krieg war. In Leicester stellen Muslime rund 18 Prozent der Bevölkerung. Im Wahlbezirk Hodge Hill in Birmingham machen sie rund 14 Prozent der Einwohner aus.

Untersuchungsbericht zum Irak-Krieg

Die Nachwahlen folgten unmittelbar auf die Vorlage des britischen Untersuchungsberichts von Lord Butler zum Irak-Krieg. Darin war der Auslandsgeheimdienst MI6 für seine schlampige Arbeit kritisiert worden und indirekt auch die Regierung Blairs, die diese letztlich fehlerhaften Informationen als Begründung für den Krieg gegen Saddam Hussein benutzt hatte.

Erst im Juni hatte Labour bei Kommunalwahlen in England und Wales schwere Verluste erlitten. Labour war dabei auf Platz drei verwiesen worden. Die jetzige Nachwahl in Birmingham war durch den Weggang des Amtsinhabers notwendig geworden. Der Abgeordnete in Leicester war im Mai gestorben. (APA)