Was bisher geschah: Bürgerinnen und Bürger dieses Landes haben seit einigen Jahren ein Leib- und Magenthema, das manchen Magengeschwüre bereitet: Sie sollen länger arbeiten und weniger Pension bekommen, und das alles angesichts düsterer Aussichten auf dem Arbeitsmarkt für die Generation "50 plus" (und schon darunter).

Was gestern geschah: Die ÖBB, deren Mitarbeiter länger arbeiten und im Ruhestand weniger Pension kriegen sollen, schickten ihren 47-jährigen Personalchef von einem Tag auf den anderen in die Frühpension. Weil, so lässt das Unternehmen verlauten, Meinungsverschiedenheiten bestehen und man aufgrund des Dienstrechts der ÖBB nicht kündigen, sondern nur frühpensionieren könne.

Affront

Diese Nacht- und Nebelaktion des Vorstands ist, gelinde gesagt, ein Affront gegenüber dem Eigentümer, der Republik Österreich. Dieser Eigentümer - im Klartext die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler dieses Landes - sollen jetzt dafür aufkommen, dass das hoch subventionierte Unternehmen Bahn seine Meinungsdifferenzen durch Frühpensionen löst, statt eine andere sinnvolle Aufgabe für einen Spitzenmanager zu finden. Dieselben Steuerzahler blechen im Übrigen schon dafür, dass Lehrerinnen und Lehrer bei früheren Gelegenheiten im rüstigen Alter von 50 Jahren (teils darunter) ab in die "Frühpensi" rauschten, während manche ASVG-Versicherte der Generation "60 plus" noch schnell ein paar Jahre anhängen müssen, weil wir ja alle länger arbeiten sollen. Die Liste lässt sich fortsetzen.

Über all dem kommt jeder Sinn für die Notwendigkeit einer Pensionsreform abhanden. Höchste Eisenbahn für die Regierung, bei den ÖBB die Notbremse zu ziehen. Oder selbst in Pension zu gehen. (Helmut Spudich, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 17./18.7.2004)