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Pasadena - Der berühmte Physiker Stephen Hawking hat zugegeben, dass Information ein Schwarzes Loch wieder verlassen kann. Die Idee wurde in den letzten Jahren zunehmend diskutiert. Doch die Tatsache, dass Hawking, Pionier des so genannten Schwarze-Loch-Paradoxons in den Siebzigerjahren, sie nun für richtig erklärt, ist ein Wendepunkt.

1976 hatte der Physiker berechnet, dass auch schwarze Löcher durch quantenmechanische Effekte Strahlung abgeben - die so genannte Hawking-Strahlung. Kleinere schwarze Löcher verlieren dadurch permanent an Masse, bis sie schließlich völlig zerstrahlen. Hawking hatte die These, dass diese Strahlung keinerlei Information enthält, immer verteidigt. Im NewScientist revidiert er sie: Selbst wenn Information zuerst "verschluckt" und dann wieder abgestrahlt wurde, bleibt sie erhalten. Der Physiker will seine Erkenntnisse kommende Woche bei der 17. Konferenz zu Relativität und Schwerkraft in Dublin darlegen.

Massenkonzentration

Ein schwarzes Loch ist ein Objekt mit extremer Massekonzentration. Es entsteht möglicherweise bei einer Supernova-Explosion eines massereichen Sterns am Ende seiner Entwicklung, wenn die kollabierende Zentralregion eine größere Masse hat als die für Neutronensterne existierende Grenzmasse. Das Gravitationsfeld ist so stark, dass von innerhalb eines kritischen Grenzradius, dem Schwarzschild-Radius, weder Teilchen noch Strahlung hinaus gelangen können. Der Schwarzschild-Radius markiert damit den Ereignishorizont, innerhalb dessen jede Information gefangen bleibt.

Hawkings ursprüngliche Theorie folgt Einsteins Relativitätstheorie: Am Ereignishorizont verdichtet sich die Masse so, dass sie schrumpft und jede Struktur verliert. Die Anziehungskraft ist so stark, dass nicht einmal das Licht entweicht. Jede Information muss verloren sein - auch für die quantenmechanische Hawking-Strahlung. Das Problem: Die Theorie ist nicht ganz konsistent mit der Quantenmechanik, die auf der Basis sehr kleiner Teilchen funktioniert. Eine Vereinheitlichung der allgemeinen Relativitätstheorie und der Quantenmechanik war bisher nicht möglich.

Hawkings Eingeständnis bedeutet auch, dass er eine diesbezügliche Wette gegen seinen Kollegen, den US-Physiker John Preskill, verloren hat. Hawking schuldet Preskill, der gewettet hatte, dass die Schwarzen Löcher doch nicht alles verschlucken, eine Enzyklopädie. (east/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 17./18 7. 2004)