Dieses Mal ließ er Basso nicht den Vortritt. Lance Armstrong gewann die Bergankunft am Plateau de Beille.

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Jan Ullrich war mit seinen Kräften am Ende.

Foto: REUTERS/Wolfgang Rattay

Georg Totschnig stellte mit Platz drei seine großartige Verfassung unter Beweis.

Plateau de Beille/Frankreich - Georg Totschnig fährt bei der 91. Tour de France in der Form seines Lebens. Nach starken Leistungen in den zwei ersten Bergetappen (Ränge sieben und elf) kletterte der Tiroler am Samstag auf dem 205-km-Abschnitt von Lannemezan über fünf Pässe zur Bergankunft auf dem Plateau de Beille (1.747 m) in den Pyrenäen sensationell auf Rang drei. Vor dem Gerolsteiner-Kapitän lagen nur der Topfavorit Lance Armstrong (USA), der dem sechsten Rekordsieg einen Schritt näher gekommen ist, und der Italiener Ivan Basso.

Großer Sprung von Totschnig

Mit einem Rückstand von 1:05 Minuten verbesserte sich Totschnig in der Gesamtwertung von der 22. an die sechste Stelle, 6:08 Minuten hinter dem Franzosen Thomas Voeckler, der noch 22 Sekunden seines Guthabens ins Ziel rettete und damit das Gelbe Trikot erneut vor Armstrong erfolgreich verteidigte.

"Einen Armstrong in den Bergen zu schlagen ist fast unmöglich, mit Rang drei ist für mich ein Traum in Erfüllung gegangen", freute sich Totschnig. "Ich schaue jetzt von Tag zu Tag, konzentriere mich immer auf die nächste Etappe und schaue nicht zu weit voraus." Der Vorjahrs-Zwölfte (nach Rang fünf im Giro) bedankte sich mit seiner großartigen Leistung auch bei seinem Rennstall, der ihm in den ersten Monaten der Saison alle Freiheiten eingeräumt und in dieser Phase auf Top-Ergebnisse keinen Wert gelegt hatte.

Ullrich abgehängt

Mit dem Sieg in der Königsetappe der Schweiz-Rundfahrt hatte der Zillertaler Topform bewiesen, bei seinem Saison-Höhepunkt, der Tour, wächst er nun dank perfekter Vorbereitung über sich hinaus. Der einstige Helfer ist dem Ex-Toursieger Jan Ullrich (1997) zumindest in den Pyrenäen über den Kopf gewachsen. Der Deutsche lag als Sechster fast 1:40 Minuten hinter Totschnig und ist nun Gesamt-Achter (+7:01). "An Wunder glaube ich nicht mehr, in Lourdes waren wir gestern", sieht der einstige Co-Favorit die Lage nun realistisch.

Der 18 km lange Schlussanstieg mit 1.200 Metern Höhendifferenz bot Radsport-Dramatik pur. Unter dem Tempodiktat der Armstrong-Helfer des US-Postal-Teams brachen die Mitfavoriten der Reihe nach weg, Tyler Hamilton (USA/Rückenprobleme) und Haimar Zubeldia (ESP(Knie), der Vorjahres-Vierte und Fünfte, waren ebenso wie Gerrit Glomser (Aufgabe wegen Sturzfolgen früherer Etappen) überhaupt abgestiegen.

Im Spitzenquartett

Totschnig bewies hingegen Stärke, bildete elf Kilometer vor dem Ziel mit Jose Azevedo (POR), Armstrongs Edeldomestik, dem Fünffach-Sieger und Basso das Spitzen-Quartett. "Dass ich so lange mitfahren kann, ist ein Traum, das habe ich insgeheim erhofft, aber nicht unbedingt damit rechnen können", meinte Österreichs Radsportler des Jahres.

10,4 Kilometer vor dem Zielort musste der Familienvater aus Ramsau im Zillertal das Trio, aus dem Azevedo später zurückfiel, jedoch ziehen lassen, der Motor durfte nicht überdreht werden. Totschnig gelang es perfekt, das richtige Maß zu finden. "Das Tempo vorne war mir zu schnell, ich musste den eigenen Rhythmus fahren, das ist besser, als wenn man zwei Kilometer länger mitfährt und dann Zeit verliert." Mit offenem Trikot und heraushängender Zunge kämpfte er sich den Berg hinauf, vorbei an Zehntausenden spanischen und französischen Fans, hielt den Rückstand in Grenzen und die Verfolger Andreas Klöden (GER) und Francisco Mancebo (ESP/je +1:27) sowie Ullrich (+2:42) in Schach.

Beste Plazierung eingestellt

Damit stellte Totschnig die besten österreichischen Platzierungen bei der Tour de France in der Nachkriegszeit ein. Adolf Christian (1957 in Cannes) und Peter Luttenberger (1996 in Les Arcs) waren ebenfalls Tages-Dritte gewesen.

Armstrong, der am Vortag in La Mongie dem 26-jährigen Basso den Vortritt gelassen hatte, holte sich auf der 13. Etappe souverän den Sieg vor dem Glocknerkönig von 2001, der sich als CSC-Kapitän zum schärfsten Widersacher des Champions entwickelt hat und als Gesamtdritter 1:17 hinter dem US-Amerikaner liegt.

Voeckler erkämpfte ein weiteres Trikot

"Wir haben gut zusammengearbeitet, ich konnte ihn nicht abschütteln", sagte Armstrong, der seinen 19. Etappensieg bei der Tour (inklusive zwei Team-Zeitfahren) feierte. "Das Team hat perfekt gearbeitet, meine härtesten Gegner sind Basso und Klöden", sagte der Texaner, der nur noch 22 Sekunden Rückstand auf Voeckler hat. Der Elsässer, keineswegs ein Bergspezialist, kämpfte bravourös und büßte als 13. 4:42 Minuten ein, das reichte zu einem weiteren Tag in Gelb. "Er ist ein großartiger Fahrer, der verdient das Gelbe Trikot", lobte Armstrong. (APA)

Ergebnis der 13. Etappe:

1 ARMSTRONG Lance USA USP 6h 04' 38" 
2 BASSO Ivan ITA CSC         00' 00"       
3 TOTSCHNIG Georg AUT GST 01' 05" 
4 KLÖDEN Andréas GER TMO     01' 27" 
5 MANCEBO Francisco ESP IBB  01' 27" 
6 ULLRICH Jan GER TMO        02' 42" 
7 AZEVEDO José POR USP       02' 50" 
8 MOREAU Christophe FRA C.A  02' 51" 
9 CAUCCHIOLI Pietro ITA ALB  02' 51" 
10 SIMONI Gilberto ITA SAE   03' 43" 
11 PEREIRO SIO Oscar ESP PHO 04' 29" 
12 GOUBERT Stephane FRA A2R  04' 29" 
13 VOECKLER Thomas FRA BLB   04' 42" 
14 MERCKX Axel BEL LOT       05' 56" 
15 KARPETS Vladimir RUS IBB  06' 06" 
16 SASTRE Carlos ESP CSC     06' 34" 
17 CHAVANEL Sylvain FRA BLB  06' 34" 
18 SEVILLA Oscar ESP PHO     06' 39" 
19 LEIPHEIMER Levi USA RAB   06' 39" 
20 MONCOUTIE David FRA COF   06' 39" 
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94 EISEL Bernhard AUT FDJ at 37' 40" 
136 WROLICH Peter AUT GST at 42' 20"