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Italienische Behörden haben die Asylgesuche der 37 Afrikaner abgewiesen, die am vergangenen Montag an Bord des deutschen Hilfsschiffes "Cap Anamur" Sizilien erreicht hatten.

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Nach der spektakulären Rettungsaktion der Hilfsgemeinschaft "Cap Anamur" haben italienische Behörden den 37 Flüchtlingen das Asyl verweigert, einige von ihnen sind bereits in Schubhaft.

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Italienische Behörden haben die Asylgesuche der 37 Afrikaner abgewiesen, die am vergangenen Montag an Bord des deutschen Hilfsschiffes "Cap Anamur" Sizilien erreicht hatten. Laut Medienberichten vom Wochenende sind 14 Flüchtlinge bereits in ein Flüchtlingslager nahe Rom gebracht worden, von wo sie in ihre Heimatländer abgeschoben werden sollen.

Im Lager wurden sie von italienischen Politikern und Anwälten besucht, die ein Berufungsverfahren gegen die Ablehnung der Asylgesuche anstreben. Sie verlangen die Freilassung der Asylbewerber, da das italienische Verfassungsgericht die im Einwanderungsgesetz vorgesehene Abschiebepraxis für unzulässig erklärt hat.

Aussicht auf Schutz

22 weitere Flüchtlinge seien noch auf Sizilien und hätten Aussicht auf Gewährung von "humanitärem Schutz" in Italien, hieß es. Die Stadt Venedig hatte bereits am Freitag angeboten, die "Cap Anamur"-Flüchtlinge aufzunehmen.

Über das Schicksal eines weiteren Afrikaners ist noch keine Entscheidung gefallen, weil dieser behauptet, minderjährig zu sein. Nach Angaben der italienischen Behörden stammen die Männer nicht wie zunächst von ihnen angegeben aus der sudanesischen Krisenprovinz Darfur, sondern aus Nigeria, Niger und Ghana.

Die drei aus der Haft entlassenen Mitarbeiter der Hilfsorganisation "Cap Anamur" haben sich am Wochenende von Sizilien aus auf die Heimreise nach Deutschland gemacht. "Cap Anamur"-Leiter Elias Bierdel, der Schiffskapitän und der Erste Offizier waren nach fünftägiger Untersuchungshaft freigekommen.

Der zuständige Richter hielt jedoch die Vorwürfe der Beihilfe zur illegalen Einwanderung aufrecht. Auch das Schiff, das die Flüchtlinge nach Italien gebracht hatte, blieb vorerst noch beschlagnahmt.

Kritik vom Gründer
Der Gründer der Hilfsorganisation, Rupert Neudeck, übte indes heftige Kritik an seinen Nachfolgern an der Spitze von "Cap Anamur": "Es wäre besser gewesen, mit den Geretteten nach Hamburg oder Lübeck zu fahren, um sie dort an Land zu bringen, als sie mit drohender Gebärde an der Küste Siziliens in einen italienischen Hafen zu zwingen", sagte er.

Er wollte nicht ausschließen, dass die spektakuläre Rettung von Flüchtlingen zumindest teilweise für die Medien inszeniert wurde. (dpa/DER STANDARD; Printausgabe, 19.7.2004)