Betriebsrat optimistisch
Die "Symbole" Zuschläge und Erholpausen werde der Betriebsrat unbedingt verteidigen, hieß es aus den Verhandlungskreisen. Aus Sicht der Arbeitnehmer habe sich der Vorstand auf die "Steinkühler-Pause" fixiert, obwohl die fünf Minuten für tausende Beschäftigte in der Montage bereits seit langem mit Stillstandszeiten in der Produktion verrechnet würden. Grundsätzlich sei der Gesamtbetriebsrat aber optimistisch, im Gegenzug für Zugeständnisse der Beschäftigten vom Vorstand eine Standortgarantie für die betroffenen Hauptwerke Sindelfingen, Stuttgart-Untertürkheim und Mannheim bis zum Jahr 2012 zu bekommen.
Die am Dienstagabend unterbrochenen Verhandlungen in der Konzernzentrale des Autoriesen sollen am Mittwochnachmittag fortgesetzt werden. Der Konzern will beim Bau der neuen C-Klasse von 2007 an in Sindelfingen jährlich 500 Millionen Euro Kosten einsparen. Andernfalls werde die C-Klasse-Produktion nach Bremen und Südafrika verlagert. Dies würde 6.000 der über 30.000 Arbeitsplätze in Sindelfingen kosten.
40 Stunden Woche gegen Mehrbezahlung
Weitgehend einig sollen sich beide Seiten über die Einführung der 40-Stunden-Woche für rund 20.000 Beschäftigte in Forschung und Entwicklung gegen Mehrbezahlung sein. Zudem soll ein Tarifvertrag für Dienstleister unterzeichnet werden, wonach Arbeitnehmer in Kantinen, Druckereien und Werksschutz weniger verdienen würden als Metaller in der Autoproduktion.
Die Arbeitnehmer erwarten jedoch einen sichtbaren Solidaritätsbeweis des gesamten DaimlerChrysler-Managements. Nicht nur der Konzernvorstand, sondern die gesamte leitende Führungsebene mit etwa 6.000 Managern solle auf Gehalt verzichten, betonten Betriebsratsmitglieder. Kommt es bis Freitag zu keiner Einigung, will der Betriebsrat erneut zehntausende Beschäftigte in allen deutschen Werken mobilisieren.
Standortgarantien gefordert
Gesamtbetriebsratschef Erich Klemm hatte mehrfach betont, Einschnitte für die Beschäftigten seien nur hinnehmbar, wenn der Vorstand Standortgarantien unter anderem für die Werke Sindelfingen und Stuttgart-Untertürkheim bis zum Jahr 2012 gebe. IG-Metall- Vizechef Berthold Huber brachte eine Laufzeit von bis zu zehn Jahren ins Spiel. "Wir wollen eine Verabredung, die nicht nur zwei Jahre hält, sondern sämtliche mittelfristigen Produkteinführungen abdeckt", sagte er der "Berliner Zeitung". Er bekräftigte erneut, dass die Arbeitgeber das Sparziel von 500 Millionen Euro senken müssten. "Anders wird es nicht gehen", sagte Huber am Dienstag in München. Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) erwartet eine Lösung im Arbeitskosten-Streit.
Am frühen Dienstagmorgen hatte die komplette Nachtschicht in Sindelfingen erneut die Arbeit niedergelegt. Für etwa eine Stunde standen die Bänder still. Das Unternehmen geht aber davon aus, dass die Ausfälle in den kommenden Wochen wieder aufgeholt werden können.