Berlin - Ob es um das Sparprogramm bei DaimlerChrysler oder um den Mannesmann-Prozess über millionenschwere Abfindungen geht: Überall wird zurzeit diskutiert, ob Deutschlands Top-Manager zu viel verdienen.

Anders als etwa in den USA haben Kritiker dabei aber nicht nur die "Fat Cats" im Visier - also Manager, die trotz schlechter Bilanzen ihres Unternehmens Spitzengehälter kassieren. Wie Jürgen Kurz von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) beobachtet hat, stehen die deutschen Top-Verdiener auch unabhängig von ihrer unternehmerischen Leistung oft am Pranger. So werden verstärkt Forderungen nach einer gesetzlichen Höchstgrenze für Vorstandsgehälter laut. Doch nur eine Hand voll deutscher Konzernchefs sind tatsächlich Gehaltsmultimillionäre.

Grundgehalt 2,5 Millionen Euro

Laut einer Studie, die das "manager magazin" gemeinsam mit dem Finanzprofessor Reinhart Schmidt von der Universität Halle-Wittenberg und Gehaltsexperten erstellt hat, verdienten die Chefs der 30 DAX-Unternehmen 2003 im Schnitt gut 2,5 Mio. Euro an Grundgehalt und variablen Vergütungen (Boni). Aktienoptionen und andere Sonderzahlungen konnten nicht berücksichtigt werden, da sie von den meisten Unternehmen nicht ausgewiesen werden. Zudem wurden viele Gehälter nach einer Faustformel errechnet, da nur knapp ein Drittel der DAX-Konzerne bisher individuelle Vorstandsgehälter veröffentlicht.

Spitzenreiter - auch auf der Rangliste der im europäischen Aktienindex Stoxx gelisteten Konzerne - war der Studie zufolge Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann mit 7,72 Mio. Euro. Er kassierte damit zehnmal mehr als der Bescheidenste unter den DAX-30-Konzernchefs: Wolfgang Mayrhuber verdiente bei der Lufthansa im vergangenen Jahr "nur" 750.000 Euro. Auf dem zweiten und dritten Platz landeten DaimlerChrysler-Chef Jürgen Schrempp mit 5,22 Mio. und der Vorstandsvorsitzende des Energiekonzerns E.ON, Wulf Bernotat, mit 5,16 Mio. Euro. Ohne die drei Spitzenreiter kommen die übrigen 27 Chefs im Schnitt auf 2,1 Mio. Euro Jahresgehalt.

Das ist deutlich weniger als die durchschnittlich gut drei Mio. Euro, die die europäischen Topmanager 2003 im Schnitt nach Hause trugen. Annähernd so viel wie Ackermann verdienten in Europa nur der Chef der Schweizer Bank UBS, Peter Wuffli (7,1 Mio. Euro) und Lindsay Owen-Jones vom Kosmetikkonzern L'Oréal (6,58 Mio. Euro). Dagegen kam etwa der Vorstandsvorsitzende der größten britischen Bank HSBC, Stephen Green, gerade mal auf 1,79 Mio. Euro.

Je amerikanischer, desto höher

"Generell gilt: Je amerikanischer ein Unternehmen, desto höher die Vorstandsgehälter", erläutert DSW-Sprecher Kurz. So hätten etwa beim Autobauer DaimlerChrysler nach der Fusion des deutschen mit dem US-Konzern amerikanische Managergehälter Einzug gehalten, und auch die Deutsche Bank habe sich durch ihre zugekauften US-Töchter ein höheres Vergütungsniveau eingehandelt. Überdies hänge das Gehalt in deutschen Chefetagen stark von der Branche ab: So werde etwa in der Auto- und in der Chemiebranche relativ viel gezahlt, während die Managergehälter bei Banken und Maschinenbaufirmen in der Regel unter dem Durchschnitt lägen.

Kritisiert werden oft auch die Ruhegehälter der Ex-Vorstände. "Über den Daumen gepeilt erwirbt ein deutscher Vorstand mit jeder Amtszeit einen Anspruch auf 30 bis 40 Prozent seines Grundgehalts als Pensionsanspruch", sagt Kurz. Die Obergrenze liege meist bei 70 bis 80 Prozent. So musste etwa der Siemens-Konzern, dessen Chef Heinrich von Pierer mit 3,57 Mio. Euro Jahresverdienst auf Platz fünf der deutschen Rangliste landete, im vergangenen Jahr zusätzlich zu den gut 42 Mio. Euro für den aktiven Vorstand noch mehr als 106 Mio. Euro für Ruhegehälter von Ex-Vorständen zurücklegen. (APA)