Wien - In Österreich herrscht Unmut über die Einkommen der Topmanager höchstens fallweise - bei größeren Entlassungswellen oder wenn Gagentransparenz thematisiert wird.

Denn entgegen den Empfehlungen der Börsen-Benimmregeln (Corporate-Governance-Kodex) weisen nur wenige ATX-Unternehmen die Einzelgagen ihrer Vorstände aus, der große Rest zeigt nur das Einkommen des Vorstandsgremiums her. Anlegerschützer und Anleger empören sich darüber.

Insgesamt, sagt Herbert Unterköfler, Wien-Partner beim weltweit größten Executive- Search-Unternehmen Korn Ferry, liegen die heimischen Manager am unteren Ende der Führungsgagen in den Industrieländern.

Bei solchen Vergleichen wird meist die Formel herangezogen: Wie oft passt das Durchschnittseinkommen des Unternehmens in die Gage des Vorstandschefs? In Österreich liegt dieser Wert bei zehn bis 15. In Deutschland verdient das Topmanagement etwa 20- bis 30-mal so viel wie die Belegschaft. Im letzten Jahr des Börsenhypes verdienten US- Chefs etwa 531-mal so viel wie ihre durchschnittlichen Mitarbeiter.

Rund eine Million

In absoluten Zahlen der Spitzenverdiener in Österreich heißt das: BA-CA-Vorstandschef Erich Hampel und Erste-Bank-General Andreas Treichl verdienen etwas mehr als je eine Million Euro im Jahr.

Wolfgang Reithofer an der Spitze der Wienerberger, RHI-General Helmut Draxler und die meisten anderen Vorstandschefs der größeren börsennotierten Unternehmen verdienen zwischen 800.000 und einer Million brutto im Jahr. Dazu kommen aber in den meisten Fällen noch diverse Aufbesserungspositionen wie etwa Aktienoptionen.

Schere geht auf

An Siegfried Wolf, Europamanager der Magna mit rund elf Mio. Euro Jahresgage, kommen sie in ihren internationalen Konzernen aber bei weitem nicht heran. Im Vergleich zu Wolf wiederum verdiente der CEO von Colgate Palmolive 2003 rund 148 Mio. Dollar.

Allerdings: Die Gagen der heimischen Führungskräfte haben in den vergangenen fünf Jahren deutlich angezogen, wie die aktuelle Erhebung von Korn Ferry zeigt. Verantwortlich dafür ist die Zunahme der variablen Gehaltsbestandteile.

Andererseits wird in dieser Studie auch deutlich, dass die unteren Einkommen verloren haben: Teilten sich 1999 die unteren zehn Prozent der Einkommensschichten noch 4,5 Prozent der Erwerbseinkommen, so sind es jetzt nur mehr 2,5 Prozent.

Mehr Teilzeitjobs, wenig Lohnzuwachs und eine Zunahme der geringfügigen Beschäftigungsverhältnisse sind der Grund. Hingegen wuchs der Anteil der oberen zehn Prozent am Erwerbskuchen von 19 auf 22,5 Prozent. (Karin Bauer/DER STANDARD Printausgabe, 22.07.2004)