Um 48.000 Euro im Sommerdomizil von Zink & Gegner: Yoshimoto Naras "Call the Doctor".

Foto: Zink & Gegner
Das Angebot ist dennoch breit gestreut - von Gelatin über Karl Lagerfeld bis hin zu Joan Miró.

Binissalem/Mallorca - Kunstkauf oder Sonnenbaden? Das eine schließt das andere nicht aus. Zumindest auf Mallorca, der beliebtesten der Mittelmeerinseln, wo es bekanntermaßen ja doch auch Österreicher hin verschlagen soll.

Bis zum 12. September findet in Binissalem, etwa 20 Autominuten von Palma entfernt, erstmals die Art Seasons statt. Die mit zehn Ausstellern sehr überschaubar angelegte Kleinmesse wird vom Magazin Art Investor und dem Münchner Unternehmer Franz Prinz von Auersperg veranstaltet.

Und es ist dies eine Privat-initiative, die laut Medienberichten durchaus noch andere Destinationen im Visier hat - St. Moritz sei an dieser Stelle ebenso genannt wie Dubai. Das Ende der mallorquinischen Messesaison gedenkt man mit einer Benefizveranstaltung zu zelebrieren, deren Erlös einer gemeinnützigen Institution Mallorcas zugute kommt.

Für etwas mehr als zwei Monate haben auch international bekannte Galerien ihr Lager in Cas Pellers, einer ehemaligen Ledermanufaktur mit Orangenbaum-bestücktem Innenhof, in einem traditionsreichen und sonst vom Massentourismus unberührten Bergstädtchen aufgeschlagen:

Leo Koenig (New York) zeigt die österreichische Gruppe Gelatin, Gmurzynska (Köln/ Zug) u. a. Joan Miró, Lyonel Feininger und Karl Lagerfeld, Thaddaeus Ropac (Salzburg/ Paris) bringt Georg Baselitz und Alex Katz mit nach Mallorca.

Aber auch junge Talente haben unter der spanischen Sonne ihren Platz. Direkt vom Veranstalter werden einige Noch-No-Names aus dem Schattendasein geführt. Etwa der Berliner Maler Michael Luther, der zum heimlichen Star der Vernissage wurde: Sein Großformat Magenta, Cyan und Titan wechselte für 21.000 Euro den Besitzer - interessierte Käufer hätte es allerdings noch mehrere gegeben; ab 4000 Euro waren Michael Luthers Arbeiten zu haben.

Das Preisgefüge der angebotenen Kunstwerke - vom Veranstalter mit 60 beziffert - ist ein hohes. Und das liegt weniger am Umstand, dass sich Binissalem nur unweit der reichsten Stadt Spaniens befindet, sondern basiert auf dem Ruhm der feilgebotenen Protagonisten:

Für Miró oder Frank Stella gilt "Preis auf Anfrage", für Gelatin zwischen 14.000 und 18.000 Euro. Gleich zu Beginn gab Ropac die Baselitz-Arbeit Nase an Nase für 88.000 Euro ab und hält Alex Katz' Leinwandkomposition Photograph für 117.000 Euro bereit.

Qualität und Exklusivität sind bei Art Seasons Kernpunkt der von den Veranstaltern postulierten, über einen mit klingenden Namen besetzten Ausstellerbeirat getragenen - u.a. Dieter Ronte oder Simon de Pury - und den Galerien präsentierten Vision. Für den Besucher der Kunstmesse, der sich entschließt, etwas zu erwerben, äußert sich Exklusivität in einer bislang fast einzigartigen Serviceleistung: Gegen ein entsprechendes Aufgeld kümmert sich der Veranstalter nämlich um den Transport der Kunstwerke ins heimische Wohnzimmer. (DER STANDARD, Printausgabe, 22.7.2004)