So schön und bezaubernd das Kamptal auch sein mag, Restaurants, die mehr als das Ausflugs-Schnitzel anzubieten versuchten, hatten es hier immer schwer. Karl Schwillinsky zeigt, wie's geht


In Plank am Kamp befindet sich das so ziemlich schönste Bad des Landes, die Kurve nach Schönberg vermittelt schon Generationen von Motorradfahrern das spezielle Prickeln, Gars kennt man als den Ort, wo sogar die ungesundesten Menschen wieder gesund werden, und am Heiligenstein in Zöbing gedeiht ein Riesling, den auch die Wachauer gerne trinken, wenn sie über "Terroir" sprechen wollen.

Nur mit dem Essen ist das im Kamptal ein bisschen schwierig. Das Gasthaus in Plank am Kamp, zum Beispiel, hätte es seit den frühen 70er-Jahren, als er es (beziehungsweise die Töchter des Wirten) kennen lernte, auf nicht weniger als 14 Betreiber gebracht, erzählt Karl Schwillinsky. Er selbst ist seit 2002 somit der fünfzehnte in Folge, und mit drei Jahren Betrieb liegt er zumindest schon einmal ganz gut im Schnitt. Er habe es als sportliche Herausforderung gesehen, das Gasthaus hier zu betreiben, sagt Schwillinsky, der vorher unter Christian Petz beim Meinl am Graben und beim Knoll in Loiben gekocht hatte, "weil ein gutes Lokal kann meiner Meinung nach stehen, wo es will, es ist auch im entlegensten Winkel gut".

Das "Schwillinsky" ist in Plank am Kamp gut. Es wurde subtil renoviert, die alte Schank aus den 30er-Jahren macht einen fitten Eindruck. Und um die Fenster öffnen zu können, die alten Holzbänke aber nicht opfern zu müssen, wurden sie mit einem Steckmechanismus versehen. Auch bei den Produkten ist Karl Schwillinsky bemüht, dem Waldviertel den Vorzug zu geben, aus Horn etwa bekommt er Lamm, die Gemüse stammen von einem Arche-Noah-Partnerbetrieb, das schier unglaubliche Geselchte alias "Bauerncarpaccio" mit Rucola (€ 5,80) von einem Klein-Erzeuger irgendwo aus dem Wald.

In der Flugentenbrust steckte die Kraft einer echten Flugente

Auch dem geräucherten Forellenfilet merkte man die Nähe an, bekommt man selten so gut (€ 5,80), Robert Pagets Ziegenfrischkäse aus Diendorf ist als unübertrefflich bekannt (€ 5,60), und das Blunzenparfait mit Marillenconfit schmeckte besser, als es sich anhört (€ 4,80). In der Flugentenbrust steckte die Kraft einer echten Flugente, das Schwammerlrisotto dazu war auch recht fein (€ 12,60), das gebackene Waldviertler Karpfenfilet mit Erdäpfel-Gurkensalat aufgrund des erstklassigen Ausgangsmaterials (nicht fett, nicht schlammig) einfach nur wunderbar (€ 9,20), das "Karpfenbrat'l" - ein mittels Kümmel und Knoblauch auf Schweinsbraten getrimmtes Karpfenfilet - zumindest eine interessante Spielart (€ 9,40).

Akzeptiert sei er hier freilich immer noch nicht, meint Karl Schwillinsky, trotz Waldviertler Produkten und Waldviertler Rezepten "bin ich ein Fremdkörper hier", der Großteil seiner Gäste komme von außerhalb des Tales. Und ob er wirklich gut ist, oder nur der Einäugige unter Blinden, da ist er sich auch nicht so sicher. In puncto Selbstzweifel ist er jedenfalls schon sehr waldviertlerisch. (Der Standard/rondo/Florian Holzer/23/07/2004)