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Tarantinos Werk "Kill Bill" war der Zensur zu blutig - Jugendverbot

Reuters/Ho
Auf der Kino-Leinwand wird geflucht, geraucht und gemordet - vor den Augen eines immer jüngeren US-Publikums. Das behaupten zumindest amerikanische Jugendschützer, die schon seit Jahren einen Kreuzzug gegen Sex und Gewalt in Filmen führen. Ihre Forderung nach einer strikteren Alterskontrolle erhielt in dieser Woche Schützenhilfe aus der Wissenschaft. Eine aktuelle Studie der renommierten Harvard-Universität stellt fest, dass Hollywoods Filmkontrolleure in den letzten Jahren nachlässiger geworden sind. "Heute werden Filme für Jugendliche freigegeben, die vor zehn Jahren die Begleitung eines Erwachsenen erfordert hätten", erklärt Harvard-Professorin Kimberly Thompson.

Ordinärer Santa Clause

Als Beispiel für diesen Trend führen die Forscher ausgerechnet die Bewertung zweier Disney-Weihnachtsfilme durch die freiwillige Filmkontrolle der "Motion Picture Association of America" (MPAA) an: Wurde Eltern 1994 für die erste Folge von "Santa Clause" noch empfohlen, den Inhalt des Films zu prüfen, war acht Jahre später "Santa Clause 2" ohne Einschränkung in die Kinos gekommen - obwohl beide Filme vergleichbaren Inhalts waren. Die Filmbeobachter der MPAA nahmen 1994 an "ordinären Szenen" Anstoß, während sie beim zweiten Teil in 2002 keinerlei Bedenken hatten.

Alkohol und Drogen

Die zunehmende Gewalt auf der Leinwand ist nicht das einzige, was Wissenschaftler und Kinderschützer in den USA alarmiert. "Viele Filme beschönigen und verharmlosen Alkohol und Drogen", fand Thompson in ihrer Untersuchung von fast 2000 Streifen heraus. In rund 95 Prozent der Filme spielten Alkohol, Zigaretten oder Drogen eine Rolle. Bei der Bewertung durch die Filmkontrolle werden Glimmstängel aber weitgehend ignoriert. Nur in drei Fällen wiesen die MPAA-Mitarbeiter auf starkes Rauchen von Teenagern auf der Leinwand hin.

Bunt gemischte Kommission

In Österreich gibt es keine bundeseinheitliche Altersbegrenzung für Kinofilme. Nicht einmal die Kategorisierung in Altersgruppen ist einheitlich. Es wird lediglich von der Jugendmedienkommission des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur eine Empfehlung abgegeben, der die zuständigen Stellen der Länder folgen können - oder auch nicht. Es kann daher theoretisch vorkommen, dass ein und derselbe Film in Wien ab 14 freigegeben wird, in Kärnten ab 16 und in Oberösterreich jugendfrei ist. In der Kommission sitzen unter anderem ORF- Generaldirektorin Dr.Monika Lindner, Regisseur Reinhard Schwabenitzky, Dr. Harald Sicheritz und Univ.-Prof. Dr. Peter Vitouch - also Vertreter aus Film, Kultur und Medien.

Zu lange, zu brutal

Bewertet wird nach einer Vielzahl von Kriterien. So kann zum Beispiel die Filmlänge dazu führen, dass ein ansonsten unbedenkliches Werk erst für ältere Kinder freigegeben wird. Begründung: Kinder könnten einem sehr langen Film erst in einem bestimmten Alter folgen. Die wichtigsten Entscheidungskriterien sind aber der mögliche Einfluss eines Kinofilmes auf die psychische, moralische, geistige und emotionale Entwicklung der jungen Zuseher. Die Zulassung kann unbeschränkt oder abgestuft von sechs bis 16 Jahren erfolgen.

Brutales Schweinchen Babe

Seit den neunziger Jahren verteilen in den USA auch alternative Organisationen Filmnoten. Der Maßstab, der von diesen Gruppen an die Kinofilme angelegt wird, ist oft von religiösen oder konservativen Elementen geprägt und ist dementsprechend streng. So warnt die unabhängige Gruppe "Kids in Mind" bei dem Kinderfilm "Ein Schweinchen namens Babe", der von der MPAA ohne Einschränkung freigegeben wurde, vor "brutalen Szenen". Auch ein Weg, aus einer an und für sich sinnvollen Kontrolle eine Lachnummer zu machen. (az)