Kabul - Die US-Streitkräfte in Afghanistan haben eine Zusammenarbeit mit einer Gruppe mutmaßlicher amerikanischer Kopfgeldjäger in mindestens einem Punkt eingeräumt. Ein afghanischer Gefangener sei von Jonathan K. Idema, dem Anführer der Gruppe, an die amerikanischen Streitkräfte übergeben und in Gewahrsam genommen worden, sagte ein Sprecher der US-Armee am Donnerstag in Kabul. Idema und zwei weitere Amerikaner sollen afghanische Zivilisten als angebliche Terrorverdächtige verschleppt und gefoltert haben. Ihnen und vier mitangeklagten Afghanen wird in Kabul der Prozess gemacht.

Regierung wies trotzdem Verbindungen zurück

Die US-Regierung wies aber erneut jede Verbindung zu der Gruppe um Idema zurück. Die Vereinigten Staaten hätten die Männer weder früher noch heute unterstützt oder gefördert, sagte Außenamtssprecher Richard Boucher am Mittwochabend (Ortszeit). Idema hatte zuvor am Rande einer Gerichtsanhörung betont, seine Gruppe habe für die US- Regierung gearbeitet. "Wir waren über Fax, E-Mail und Telefon in direktem Kontakt mit (US-Verteidigungsminister) Donald Rumsfelds Büro." Afghanische Sicherheitskräfte hatten am 5. Juli elf Zivilisten aus einem Privat-Gefängnis der Gruppe in Kabul befreit und die drei Amerikaner sowie vier Afghanen festgenommen.

Terrorverdächtiger

US-Armeesprecher Jon Siepmann sagte, Idema habe bereits Anfang Mai einen Terrorverdächtigen übergeben. Später habe sich herausgestellt, dass der Mann unschuldigwar - er sei nach rund einem Monat in US-Gefangenschaft freigelassen worden. Man habe damals nichts über Idemas illegales Handeln gewusst. Die Internationale Schutztruppe ISAF hatte vor wenigen Tagen eingeräumt, die Gruppe auf Anfrage Idemas bei drei illegalen Razzien mit Sprengstoffexperten unterstützt zu haben. Man sei davon ausgegangen, es handele sich um legitime US-Operationen.

Foltervorwürfe

Mindestens drei von der Gruppe gefangen genommene Zivilisten werfen den Amerikanern Folter vor und fordern Entschädigung. Der Prozess gegen Idema und die Mitangeklagten war am Mittwoch um mindestens zwei Wochen vertagt worden. Die von den USA auf die Ergreifung von Terroristen ausgesetzten Belohnungen - allein für Osama bin Laden 50 Millionen US-Dollar - sollen zahlreiche Kopfgeldjäger nach Afghanistan gelockt haben. (APA)