Wien - Erstmals werden die Funde der Ausgrabungsstätte am Michaelerplatz und die Ergebnisse der wissenschaftlichen Aufarbeitung von der Stadtarchäologie Wien im Wien Museum präsentiert. Der Michaelerplatz ist eine der bedeutendsten archäologischen Fundstellen in Wien. Rund 2000 Jahre Siedlungsgeschichte haben die Ausgrabungen der Stadtarchäologie Wien in den Jahren 1990/1991 aufgedeckt.

In römischer Zeit lag an der Stelle des Michaelerplatzes - an der Kreuzung von Limesstraße und der Straße nach Scarbantia (Sopron) - ein Teil der Lagervorstadt (canabae legionis). Hier lebten die Angehörigen der Legionssoldaten sowie Händler und Handwerker. Werkstätten, Läden und Gasthäuser sorgten für das Wohl der Soldaten.

Schwerpunkt der Schau

Die Ausstellung zeigt die römischen Hinterlassenschaften aus den Werkstätten und den Wohnbereichen der canabae legionis. Schwerpunkt der Schau bilden die Themenkreise "Wohnen", "Arbeiten" und "Glaube".

Im Mittelalter herrschte rund um den Michaelerplatz rege Betriebsamkeit. Davon sind allerdings nur wenige archäologische Zeugnisse erhalten. Erst wieder ab dem 16. Jahrhundert häufen sich Nachweise baulicher Umgestaltungen, beispielsweise die ehemalige Umfassungsmauer des kaiserlichen Paradeisgartels.

Straßenkreuzung

Bis ins 18. Jahrhundert war der heutige Michaelerplatz lediglich eine Straßenkreuzung. Erst mit dem Ausbau der Hofburg begann der Platz Gestalt anzunehmen. Im Süden der Grabungsfläche konnten einige Fundamentmauern des alten Burgtheaters, das sich dem Halbrund des unfertigen Michaelertrakts einfügte, freigelegt werden. Die nördliche Grabungshälfte nahe der Schauflergasse dominierte ein neuzeitliches Kellersystem.

In einem dieser Keller wurden Gefäße von einem biedermeierzeitlichen Malerwerkplatz gefunden, die ebenfalls in der Ausstellung gezeigt werden. Die zu den Kellern gehörende Häuserzeile stammt aus dem Spätmittelalter. Sie wurde erst am Ende des 19. Jahrhunderts abgebrochen. Dann erst bekam der Michaelerplatz sein heutiges Aussehen. (red)