Besancon - Die Strafaktion Lance Armstrongs gegen den italienischen Radprofi Filippo Simeoni auf der 18. Etappe der Tour de France hat am Samstag heftige Reaktionen ausgelöst. Armstrong war Simeoni, der mit einer achtköpfigen Spitzengruppe ausgerissen war, persönlich nachgefahren und hatte den Italiener gezwungen, seinen Ausreißversuch zu stoppen. Der US Postal-Kapitän befahl Simeonis Fluchtgefährten, seinen Intimfeind in das Hauptfeld zurückzuschicken. Andernfalls hätte Armstrongs Mannschaft Tempo gemacht und die gesamte Attacke verhindert.

Aussage in einem Doping-Prozess

Hintergrund der ungewöhnlichen Aktion des fünfmaligen Tour-Siegers ist ein Rechtsstreit mit Simeoni, der in einem Doping-Prozess gegen den umstrittenen Mediziner Michele Ferrari aussagte und damit Armstrong indirekt der Einnahme unerlaubter Mittel beschuldigte. Ein Großteil des Fahrerfeldes identifizierte sich mit dem Vorgehen des Amerikaners. T- Mobile-Profi Daniele Nardello soll Armstrong beigepflichtet haben: "Der spuckt in die Suppe, die wir alle löffeln." Einzig Ex-Profi Laurent Jalabert, der als Kommentator der französischen Sportzeitung "L´Equipe" im Einsatz ist, warf dem Träger des Gelben Trikots "Sheriff-Methoden" vor. "Ich tat das, um die Fahrer zu schützen", rechtfertigte sich Armstrong. "Nur zehn Prozent des Fahrerfeldes akzeptieren mich, der Rest ist gegen mich", klagte der Domina Vacanze-Fahrer Simeoni.

Der Italiener, der im bisherigen Tour-Verlauf schon öfters bei Ausreißversuchen gescheitert war, hatte in einem Doping-Prozess gegen den Armstrong-Betreuer Ferrari gestanden, gedopt zu haben. Simeoni selbst verklagte Armstrong, weil der ihn daraufhin als Lügner bezeichnet hatte. Der italienische Radprofi war in dem Prozess, in dem Ferrari wegen Verjährung der Delikte freigesprochen wurde, als einziger Fahrer geständig. Sein nationaler Verband sperrte ihn daraufhin für vier Monate.

Armstrong nach L´Alpe d´Huez unter Polizeischutz

Wie am Samstag bekannt wurde, stand Armstrong beim Bergzeitfahren auf den L´Alpe d´Huez am Mittwoch unter Personenschutz. Gegen den Amerikaner, der den Kampf gegen die Uhr überlegen gewann, waren vor dem Rennen ernste Drohungen bei Tourdirektor Jean-Marie Leblanc eingegangen. "Armstrong wusste von den Drohungen. Ich kann ihn verstehen, dass ihm die Zuschauermassen Angst gemacht haben", meinte Leblanc. Während des Anstieges beschützten den Gesamtführenden zwei Polizisten auf einem Motorrad bzw. in einem Begleitfahrzeug. (APA/dpa/red)