Washington - Der Untersuchungsbericht zu den Anschlägen vom 11. September hat den amerikanischen Expräsidenten Bill Clinton weitgehend von Spekulationen entlastet, er habe Luftangriffe gegen Osama bin Laden angeordnet, um von seiner Affäre mit Monica Lewinsky abzulenken. Allerdings habe der Skandal zusammen mit anderen Themen später die Diskussion über den Einsatz von Gewalt gegen den Terroristenführer mit beeinflusst, heißt es in einem Kapitel zu frühen Aktionen der USA gegen das Terrornetzwerk Al Kaida.

Zeitpunkt der Veröffentlichung

Nach den Anschlägen auf die Botschaften in Kenia und Tansania ließ die Clinton-Regierung am 20. August 1998 Marschflugkörper auf Stellungen von Bin Laden in Afghanistan und eine vermeintliche Chemiewaffen-Fabrik im Sudan abfeuern. Politiker des Kongress hatten sich danach kritisch über den Zeitpunkt der Aktion geäußert: Nur einige Tage zuvor hatte Clinton seine Affäre mit Lewinsky öffentlich zugegeben. Gegen Clinton wurde Ende 1998 ein Amtsenthebungsverfahren eingeleitet.

"Kritik unvermeidlich"

Jeder der damaligen Entscheidungsträger sei sich der Probleme Clintons wegen der Lewinsky-Affäre bewusst gewesen, heißt es in dem Bericht. Clinton habe jedoch allen geraten, das Thema zu ignorieren. Die Entscheidung für die Angriffe würde so oder so kritisiert werden, habe der ehemalige Sicherheitsberater Sandy Berger erklärt.

Berater Clintons versicherten vor der Kommission, sie hätten dem Expräsidenten ausschließlich aus Sicherheitserwägungen zu den Luftangriffen geraten. Es gebe keinen Grund, ihre Aussagen anzuzweifeln, heißt es in dem Bericht. (APA/AP)