Wetter, Fußball, Benzinpreis - über diese Themen können wir uns alle so richtig schön aufregen. Und worüber sich das Volk echauffiert, das eignet sich nach Politikermeinung auch zum Instrumentalisieren. Dass es mit dem Wetter nicht funktioniert, dürfte eingesehen worden sein. Beim Fußball nicht. Doch das ist eine andere Geschichte.

Die Literpreise für Kraftfahrzeugtreibstoffe hingegen? Ein Gebiet für großartige Absurditäten. Da waren die "Benzinpreisgipfel", in denen die Mineralölmanager den Politikern erklären, dass eine OMV oder BP in Zeiten wie diesen nie und nimmer ihre Preiskalkulation von Versuchen politischer Schönwettererzeugung (siehe oben) beeinflussen lassen. Hernach erklären Politiker, sie würden weiterverhandeln.

Materielle Sinnlosigkeit

Konsumentenschutzminister Herbert Haupt hat jetzt angekündigt, Brüsseler Behörden und Straßburger Gerichte mit den Preisen an den Zapfsäulen zwischen Dornbirn und dem Seewinkel zu befassen. Der gelernte Veterinär nennt sie "Schweinerei". Wettbewerbsrechtler verdrehen die Augen. Sie sind sich der materiellen Sinnlosigkeit derartiger Verfahren ohne handfester Beweise bewusst. Noch dazu versandete in Österreich schon ein Verfahren über behauptete Spritpreisabsprachen.

Natürlich ist die "Transparenz des Marktes", von der heimische Ölmanager sprechen, relativ: Die Autofahrerklubs beobachten schon länger den "Montagseffekt" - plötzlich niedrigere Preise zu Wochenbeginn, wenn die EU-Beobachter unterwegs sind. Schöner erscheint die Statistik. Doch selbst wenn politisches Trara wider Erwarten ein paar Cent herausholen sollte, muss man wahrscheinlich einfach anders mit dem Verkehrsmittel Auto umgehen. Denn mit hohen Ölpreisen und daraus resultierenden Spritkosten werden wir nachhaltig leben müssen. (Leo Szemeliker, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 30.7.2004)