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STANDARD: H & M machte heuer beim großen Ausverkaufsstart mit: minus 50 Prozent. Geht's Ihnen so schlecht?

Oszwald: Nein. Der Sommerschlussverkauf hat sich in den letzten Jahren auf diese Zeit, die zweite Junihälfte, eingependelt. Zwischensaisonale Preisaktionen gehören im Handel schon zum Alltag.

STANDARD: Wie lief das die erste Jahreshälfte? Der Konzern insgesamt war ja im Plus.

Oszwald: Wir sind pari ausgestiegen. Wir sind zufrieden, aber nicht ganz. Das katastrophale Wetter blockiert uns heuer natürlich.

STANDARD: Inwiefern hat sich der Druck auf H & M als Marktführer verändert - im Vergleich zum Start in Österreich vor zehn Jahren?

Oszwald: Überhaupt kein Vergleich. Es hat vor zehn Jahren so gut wie nichts gegeben, dem die H-&-M-Businessidee - Mode, Qualität, bester Preis - zugrunde liegt. Und heute gibt es fast alles. Der Wettbewerb ist gewachsen. Aber auch die Kundenansprüche. Für sie ist es heute selbstverständlich, dass man beim H & M Mode bekommt, für die man nicht viel zahlt und deren Qualität sehr brauchbar ist. Und das erwartet der Kunde zum Teil auch von den Mitbewerbern.

STANDARD: Welchen Marktanteil haben Sie derzeit?

Oszwald: Wir haben knapp über neun Prozent. Wir wollen diesen zumindest halten.

STANDARD: Wie hat sich ihr Preisniveau entwickelt?

Oszwald: Wir sind im Durchschnitt günstiger geworden.

"Glaube nicht, dass man von Rabattschlachten reden kann"

STANDARD: Wird die Rabattschlacht weitergehen?

Oszwald: Wir befinden uns damit im Tagesgeschäft. Wenn wir Saisonen wie die aktuelle haben, dann kann man das ja nicht im Vorhinein planen. Ich glaube nicht, dass man von Rabattschlachten reden kann. Der Handel reagiert eben sehr sensitiv, wenn Ware liegen bleibt, das ist Salesmanship.

STANDARD: Ist die Expansion mit den knapp 50 Filialen in Österreich abgeschlossen?

Oszwald: Die Expansion ist ganz sicher nicht abgeschlossen. Es ist aber nicht unser Konzept, in Kleinststädte zu gehen. Sehr wohl für Österreich interessant sind Conceptstores. Zum Beispiel "Beauty Boxes", Wäsche und erweiterte Accessoires, oder "Young Fashion Stores". Im Spätsommer eröffnen wir in Deutschland die ersten "Men's Stores". Ich hoffe, die bringen wir sobald wie möglich nach Österreich.

STANDARD: Rund um die Wiener Kärntner Straße werden Sie künftig mit drei Stores vertreten sein. Wie wird denn das ehemalige Braun-&-Co-Haus positioniert werden?

Oszwald: Braun wird sehr speziell - ein erweiterter Concept-Store, in die Business-Linie hinein. Teile der Kollektion werden sonst nirgends zu finden sein. Das ist ein Prototyp für den Konzern, vor allem die Einrichtung. Die Eröffnung ist für den 26. August geplant.

STANDARD: Im Herbst kommt eine Karl-Lagerfeld-Kollektion. Kennen Sie die schon?

Oszwald: Nein. Aber ich bin schon so gespannt . . .

STANDARD: Wie billig oder teuer werden die Teile im Vergleich zu anderen sein?

Oszwald: Sie werden gewohnt günstige H-&-M-Preise haben.

STANDARD: Werden weitere bekannte Designer folgen? Wird es eigene H-&-M-Designerläden geben?

Oszwald: An sich eine sehr gute Idee! Werde ich gleich weitergeben. Aber im Ernst, das weiß ich nicht. Das ist jetzt ein erster Versuch, mit einem Großen zusammenzuarbeiten. Das könnte möglicherweise ein Weg sein, den wir in Zukunft einschlagen - aber das ist jetzt eine reine Hypothese.

Thema Ethikstandards

STANDARD: Wie sieht es eigentlich mit der Überprüfung von Ethikstandards bei den Lieferanten aus? Die Stockholmer Zentrale startete ja ein diesbezügliches Monitoring.

Oszwald: Das ist schon ein Thema. Auch da ist der Kunde weitaus informierter als früher. Der Kunde will Ware, die unter Bedingungen produziert wurde, bei denen er kein schlechtes Gewissen haben muss. Genauso wie man keine Eier aus Legebatterien kauft. H & M arbeitet schon sehr lange in diese Richtung. Wir haben das bisher nicht übermäßig kommuniziert, aber mit dem Monitoring wird sich das ändern. Vorher konnten wir nicht einfach etwas behaupten, und dann ist es möglicherweise nicht so.

STANDARD: Noch eine ganz andere Frage, zum Thema Billigkauf im Allgemeinen: Sie sind vierfache Mutter - wo kaufen Sie eigentlich Ihren Lebensmittebedarf ein, beim Diskonter oder beim Meinl am Graben?

Oszwald: Nein, ich kauf' bei mir um die Ecke im Supermarkt ein. Das muss schnell gehen. Obst und Gemüse kauf' ich beim Händler, weil ich das klasse finde, dass der jeden Tag da steht und seine Ware feilbietet. Da schau ich, dass ich ein bisserl mithelfen kann, wenn sich jemand anstrengt. Aber meine Garderobe ist zu 99 Prozent H & M. (Leo Szemeliker, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 2.8.2004)