Warum zieht EStAG-Aufsichtsratspräsident Johannes Ditz eilig einen Schlussstrich unter die vielgeprüfte Causa, wo doch der Staatsanwalt seine Vorerhebungen noch nicht abgeschlossen hat?
Redaktion
Fünf Millionen Euro hat der angebliche Skandal um den steirischen Energieversorger Estag bereits gekostet. Geld, das hervorragend angelegt ist. Denn was die Wirtschaftsprüfer bei der aktienrechtlichen Sonderprüfung, der Landes- und Bundesrechnungshof ausgegraben haben, ist unternehmenspolitisch hochinteressant. Schließlich waren auch "Leichen" dabei, die das staatliche Elektrizitätsunternehmen ein Vielfaches gekostet haben, etwa millionenschwere Fehlinvestitionen im Energiepark Donawitz.
Von den großen Skandalen, die Ex-Politiker Gerhard Hirschmann witterte, und deren Aufdeckung dem Land einen gewaltigen Stromschlag versetzen sollten, fehlt freilich nach wie vor jede Spur. Das soll und muss wohl auch so bleiben, denn es könnte ungustiös werden. Noch ungustiöser, als der öffentlich inszenierte Abschuss von Wirtschaftslandesrat Herbert Payerl ohnehin schon war.Schlussstrich
Eine leise Frage muss nach dem vielen Lärm (um nichts) dennoch gestattet sein: Warum zieht Aufsichtsratspräsident Johannes Ditz eilig einen Schlussstrich unter die vielgeprüfte Causa, wo doch der Staatsanwalt seine Vorerhebungen noch nicht abgeschlossen hat? Schließlich haben die Sonderprüfer sehr wohl einige Sorgfaltspflichtverletzungen durch die gefeuerten Vorstände festgestellt, wenn auch nur formale.
Wäre es nicht ein gewiefter Ex-ÖVP-Politiker und -Staatsmanager, der nun die Rechnung für die unter ÖVP-Einfluss stehende Estag saldierte, würde dies vielleicht in der Rubrik Schadensbegrenzung durchgehen. Schließlich würden Verfahren und Anwälte wieder Millionen kosten. So aber riecht es bei der Estag nach "Schwamm drüber". Und unfähige Vorstände müssen weiterhin nicht einmal ihre Unfähigkeit verantworten. (Luise Ungerboeck, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 4.8.2004)
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