
Erster Gedanke:
Bitte nicht noch eine Ottfried-Fischer-Serie! Gibt es nicht schon genug gutmütige, bauernschlaue Bonvivants, die Menschen helfen und bayerischen Dialekt sprechen? Für "Volksschauspieler" mag Rollentreue Qualitätskriterium sein, aber was zu viel ist, ist zu viel.

Das Konzept
des neuen Fischer-Krimis "Pfarrer Braun" (Freitag, 20.15 Uhr, ORF 1) lässt wirklich nichts Gutes ahnen: Fischer als schlitzohriger Pfaffe, der seinen Schweinsbraten liebt und gelegentlich Verbrechen löst.

Klingt wie das Konzentrat früherer Figuren,
zudem naiv, eklektizistisch und - mit St. Pölten im Kopf - auch noch nach schlechtem Timing. Vorm Fernseher wird man jedoch positiv überrascht: dem Drehbuch fehlt die volkstümelnde Behäbigkeit des Bullen, die Dialoge sind temporeich und bissig.

Hauptthema
ist weniger der zu lösende Mord als der humoristisch behandelte Konflikt der katholischen Kirche mit der protestantischen, die ihr mit Lifestyleangeboten die Jugend abzieht.

Für den katholischen Braun ist es eine Stilfrage,
mit solchen Leuten ökumenisch nicht zusammenzuarbeiten: "Ein katholisches Pfarrhaus in der Martin-Luther-Straße, des wär' ja, wie wenn man die CSU-Zentrale in der Karl-Marx-Allee sucht!"

Allen Vorurteilen zum Trotz:
Aus Hochwürden Fischer könnte auf lange Sicht was werden. (mcm/DER STANDARD, Printausgabe, 6.8.2004)