Foto: STANDARD/Cremer
... die "Neue Freie Zeitung" . Das eine ist Andreas Mölzers von der schwarz-blauen Regierung mit Presseförderung zwangsernährtes Wochenblättchen "Zur Zeit" , das andere ist sein karinthischer Blut-und-Boden-Beobachter, das Mitteilungsblatt des einschlägigen Heimatdienstes "Der Kärntner". In seiner zuletzt erschienenen Nummer appellierte er an seine Leser: Wir bitten um Ihren freiwilligen Beitrag zur Stärkung unseres Kampfes gegen Gleichgültigkeit und nationale Selbstaufgabe. Da kann ich einfach nicht widerstehen, und das umso weniger, als durch meinen freiwilligen Beitrag vielleicht der unfreiwillige Beitrag aus Steuermitteln der Kärntner ein wenig reduziert werden kann. Hier folgt er.

Die Welt mag sich verändern, der Kommunismus mag zusammenbrechen, die EU mag sich erweitern, "Der Kärntner" bleibt unbeirrbar dabei: Wir müssen uns wieder frei machen vom kollektiven Minderwertigkeitskomplex, der uns seit Jahrzehnten tagtäglich eingeimpft wird, freimachen von Unterwürfigkeit, Liebdienerei und ängstlicher Zurückhaltung bei Vertretung der eigenen nationalen Interessen. Wir haben bereut und gebüßt. Jetzt liegt es an uns, späte Gerechtigkeit für die Millionen nach Kriegsende vertriebenen und ermordeten volksdeutschen Altösterreicher zu fordern.

Mein Beitrag wäre nun eine kleine Beihilfe zur Begriffsklärung - wenn wirklich bereut und gebüßt wurde, fällt sie ja vielleicht auf fruchtbaren Boden: Bei der Ideologie, die da mit Förderung der Kärntner Obrigkeit verbreitet wird, handelt es sich nicht um einen kollektiven Minderwertigkeitskomplex, von dem wir uns wieder frei machen müssen, sondern um einen Komplex minderwertigen Gefasels, von dem sich jene, die etwas zu bereuen haben, nach sechzig Jahren endlich frei machen müssten, soll ihr Reuebekenntnis nicht wie Heuchelei wirken.

Die Unterwürfigkeit, Liebdienerei und ängstliche Zurückhaltung, um nicht zu sagen flammende Begeisterung, mit der hier einst die Voraussetzungen für die spätere Vertreibung und Ermordung der volksdeutschen Altösterreicher geschaffen wurden, lässt es nicht als späte Gerechtigkeit, sondern als anhaltende Verhöhnung der Toten erscheinen, wenn aus deren Schicksal das nazionale Süppchen stets aufs Neue aufgekocht wird.

Na ja, sie werden es mit der Reue und Buße schon nicht übertreiben. Vielleicht kommt mein anderer freiwilliger Beitrag zur Stärkung des Kärntner Heimatdienstes in Form eines dicken Lobes für seine aufklärerische Arbeit besser an. Alsdann: Jeder Bedrohung der Heimat trotzig ins Auge blickend, enthüllt "Der Kärntner": Die EU hat keine Zukunft! Der von einer Wirtschaftsgemeinschaft im Laufe der Jahrzehnte zu einer bürgerfernen Eurokratie verkommenen EU droht ein rasches Ende. Alle Anzeichen sprechen dafür. Die EUpokalypse wird uns nicht nur vorausgemeldet, auch wodurch es zu diesem Ende kommen soll und welche Anzeichen dafür sprechen, werden en détail mitgeteilt: KHD-Vereinsleitungsmitglied Andreas Mölzer im EU-Parlament!

Leicht war das nicht. In einem ganzseitigen Aufruf in der an rund 10.000 Förderer gerichteten Zeitung "KHD-Intern", zusätzlich mit Tausenden persönlichen Briefen, mit Einschaltungen in der Kärntner Krone sowie in der Kärnten- und Steiermark-Ausgabe der Kleinen Zeitung und nicht zuletzt bei einer gemeinsam mit anderen Kärntner Heimatverbänden organisierten Großveranstaltung in Klagenfurt, rief KHD-Obmann Josef Feldner zur Unterstützung des KHD-Vereinsleitungsmitglieds Andreas Mölzer auf.

So viel Aufwand, nur damit Mölzer in das Parlament einer Institution einziehen kann, die keine Zukunft hat! Zwar hat sie möglicherweise mehr Zukunft als das Vorzugsstimmenmandat des KHD-Vereinsleitungsmitglieds, aber jetzt, wo der EU ein rasches Ende droht, wird Herr Kronberger doch froh sein, nur der FPÖ und nicht dem Kärntner Heimatdienst beigetreten zu sein. Vielleicht hätte man ihn dort gar nicht genommen, hat er doch für sein Dasein als Liberaler noch lange nicht genug bereut und gebüßt.

Sollte die EU doch noch ein wenig Zukunft haben, kann das nur an Andreas Mölzers Plänen zu ihrer Errettung liegen. In den "Kärntner Nachrichten" legte er ein flammendes Kärnten-Bekenntnis des einzigen Kärntners im EU-Parlament ab. Das geht so: "Ich werde ein unbarmherziger Lobbyist für Kärntner Interessen und für die historische Wahrheit über die Kärntner Geschichte sein. . . . Ich werde die vorbildliche Kärntner Minderheitenpolitik darstellen. Und ich werde darüber hinaus dafür kämpfen, daß alle patriotischen und wertorientierten Kräfte in diesem Europäischen Parlament mit uns gemeinsam auf ein anderes Europa hinarbeiten.

Endlich einer, der der EU ihren kollektiven Minderwertigkeitskomplex austreibt. Und das unbarmherzig ! (DER STANDARD, Printausgabe, 6.8.2004)