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Rotes Intrigenspiel: Altbundeskanzler Vranitzky dementiert heftig, einen Putsch gegen Gusenbauer geplant zu haben.

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Exfinanzminister Androsch sieht sich als Warner und Beschützer Gusenbauers. Ihn freut, wenn's Vranitzky ärgert.

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Parteichef (und Kanzlerkandidat) Alfred Gusenbauer kann nur eines: stillhalten.

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Ehe Hannes Androsch mit den vermeintlichen Putschplänen gegen den SPÖ-Vorsitzenden an die Öffentlichkeit ging, hat er auch Alfred Gusenbauer selbst vor der Parteiintrige gewarnt. Der Streit zwischen Androsch und Altkanzler Franz Vranitzky hält die SPÖ in Atem.

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Wien - "Hilfreich ist das nicht", sagt SPÖ-Bundesgeschäftsführer Norbert Darabos. Mag sein, dass Hannes Androsch hehre Motive hatte, als er in aller Öffentlichkeit vor einem "Putsch" in der Partei gegen Vorsitzenden Alfred Gusenbauer warnte, aber die Parteispitze ist über den neuerlichen Ausbruch dieser Diskussion geschockt.

Androsch warnte davor, dass Altkanzler Franz Vranitzky den derzeitigen Chef der RTL-Group, Gerhard Zeiler, als Kanzlerkandidaten der SPÖ installieren möchte. Notfalls mit einem "Putsch" kurz vor dem Parteitag der SPÖ, der Ende November stattfinden wird.

Vranitzky dementiert heftig

Das Gerücht ist nicht neu, der STANDARD hat bereits mehrfach darüber berichtet. Und Vranitzky dementiert heftig. Bereits im April hatte der STANDARD auch Zeiler damit konfrontiert. Der reagierte ausweichend: "Mit mir hat kein Mensch geredet."

Auch innerhalb der SPÖ hat man Zeiler mittlerweile mehrfach darauf angesprochen, und der hat stets versichert, keine Ambitionen in diese Richtung zu haben. "Androsch hat jetzt einen Faden aufgenommen, der gar nicht da ist", sagt Darabos. Denn so sehr auch über eine mögliche Kandidatur Zeilers spekuliert wurde, in jüngster Zeit schien die Angelegenheit vom Tisch.

Privatfehde schwelt schon lange

Skurrilerweise hat Gusenbauer sowohl zu Androsch als auch zu Vranitzky ein gutes Verhältnis, beide sind in die Parteiarbeit eingebunden. Die Privatfehde der ehemaligen roten Spitzenpolitiker schwelt allerdings schon lange, ihr offener Ausbruch schädigt nun das Ansehen des Parteivorsitzenden - und nährt die Zweifel derjenigen, die sich fragen, ob Gusenbauer tatsächlich der ideale Kanzlerkandidat ist. Eine personelle Alternative ist aber - außer Zeiler - ohnedies nicht in Sicht.

"Er hat ein schweres Erbe angetreten", sagte Hannes Androsch in einem STANDARD-Gespräch über Alfred Gusenbauer. Die SPÖ habe heuer zwar bereits einige Wahlen gewonnen, "aber inhaltlich und was seine eigene Ausstrahlungswirkung anlangt, wird er noch einiges zulegen müssen". Vor allem dann, wenn man davon ausgeht, "dass der Wahlkampf 2006 von Wolfgang Schüssel her lauten wird ,Er oder ich?'".

"Loyal" zur SPÖ

Er selbst sei loyal zur SPÖ und ihrem Vorsitzenden. Immerhin, so sagte Androsch bereits im Juni, habe er Gusenbauer gewarnt und ihm von den Plänen, die in der Partei geschmiedet werden, berichtet. Androsch: "Ich habe ihm das ganz offen gesagt. Er muss aufpassen. Andere haben nur hinter seinem Rücken darüber geredet." Gusenbauer habe es zur Kenntnis genommen.

Vorbereitungen für Parteitag

Die Vorbereitungen für den Parteitag im November laufen in der SPÖ bereits, und alles wird auf Alfred Gusenbauer zugeschnitten. Noch im Herbst wird es eine groß angelegte Kampagne geben, Gusenbauer wird alle Bundesländer besuchen. "Wir bereiten uns sehr ernsthaft auf die Wahlen 2006 vor", sagt Darabos, der Kanzlerkandidat der SPÖ werde Gusenbauer heißen. Im Streit zwischen Vranitzky und Androsch gebe es für die Partei keine Strategie - "außer stillhalten", sagt Darabos.

Die SPÖ-Spitzen zeigten sich am Montag schweigsam. Im Büro von Gusenbauer hieß es dazu, der SPÖ-Vorsitzende wolle dies nicht kommentieren. Der geschäftsführende SPÖ-Klubobmann Josef Cap betonte gegenüber der APA ebenfalls, "das möchte ich nicht kommentieren". Cap bekräftigte seine Aussagen von vergangener Woche, die noch vor der Androsch-Ansage fiel, wonach Zeiler nicht an die Spitze der SPÖ wechseln werde. Zeiler sei "einer der erfolgreichsten Medienmanager mit internationalem Ruf", den er, Cap, seit langem kenne und schätze und der "sicherlich nicht für irgendwelche Abenteuer zu haben ist". Cap betonte zudem, Gusenbauer werde im Herbst wieder zum Parteivorsitzenden und Kanzlerkandidat gewählt. (völ, DER STANDARD, Printausgabe 9.8.2004/APA)