Wien - Geht es nach den Analysten der Banken, könnte die Zukunft für Osteuropas Banken nicht rosiger sein: Die Wirtschaft wächst, die Einkommen steigen, und immer mehr Osteuropäer legen Sparbücher an, nehmen Hypotheken- oder andere Kredite auf oder beginnen in ihre private Zukunftsvorsorge zu investieren. Gleichzeitig sinkt das Risiko, dass Kredite nicht mehr zurückbezahlt werden.

Wer davon profitieren will, kann immer noch günstig einsteigen, raten Analysten. "Im Vergleich mit anderen Sektoren in der Region, sind die Banken die Topaktien", sagt Harald Gallob, Osteuropa-Aktienfondsmanager bei der Erste SparInvest.

Auch die Raiffeisen International sieht hohes Aufholpotenzial: Während in der Eurozone die Höhe der Privatkre- dite 49 Prozent des Bruttoinlandsproduktes entspricht, sind es in Mittel- und Osteuropa derzeit nur sieben Prozent. 2003 legten Kredite an Privatpersonen in der Region um knapp 24 Prozent zu, 2002 waren es 20 Prozent, so die Bank.

Ergebnisanteil

Gemessen an Bilanzsummen, ist die belgischen KBC die größte Bank in der Region, gefolgt von der Erste Bank, der italienischen Unicredito und der BA-CA. Gemessen am Gesamtergebnis der Banken, macht Osteuropa noch relativ wenig aus. Die KBC verdient nur knapp 13 Prozent in der Region und die Erste Bank nur 22 Prozent. "Wer mitverdienen will, sollte sich lieber die osteuropäischen Banken anschauen", empfahl Sebastian Reuter, Bankenanalyst bei der Helaba Trust in Frankfurt.

Die Topempfehlung der Analysten ist die ungarische OTP. Beflügelt vom Kreditgeschäft, überraschte sie mit einem 85-prozentigen Gewinnanstieg im ersten Quartal. Die Bank ist außerdem in Rumänien, Bulgarien und der Slowakei vertreten, Investitionen in Serbien und Kroatien sind möglich. Die Aktie ist seit Jahresbeginn um 52 Prozent gestiegen, hat aber laut Erste SparInvest ein weiteres Kurspotenzial von 15 Prozent.

Die Hansabank, die ein Drittel des Bankengeschäfts in den drei baltischen Staaten abwickelt, hat in den vergangenen Monaten stark vom Kreditkartengeschäft profitiert. Laut SparInvest sind noch Kursgewinne von elf Prozent möglich. Die Analysten der Raiffeisen Centrobank empfehlen die tschechische Komercní Banka, deren Kurs sich in den letzten Monaten schwach entwickelt hat. Allerdings hätte die Tochter der französischen Société Générale stark ihre Kosten gesenkt und werde in Zukunft gut mit Krediten verdienen.

Für die zweitgrößte Bank Polens, die Pekao, die zur Unicredito gehört, rechnen beide Investmenthäuser mit einem Kursplus von zwölf Prozent. Hoffnungsträger für die Zukunft sind die anstehenden Privatisierungen, besonders von der größten Retailbank Polens, der PKO, aber auch von der Nummer eins in Rumänien, der BCR. (Nadja Hahn/DER STANDARD Printausgabe, 09.08.2004)