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200.000 Beschäftigte zittern um ihren Arbeitsplatz.

Foto:Reuters/Andrews
Johannesburg - Südafrikas Goldproduzenten befinden sich in einer paradoxen Situation. Seit Jahresbeginn ist der Preis für das gelbe Edelmetall international im Aufwind, doch der größte Goldproduzent der Welt schließt Schächte und kündigt massenweise Mitarbeiter. Fast die Hälfte der südafrikanischen Goldbergwerke schreibt Verluste, gab deren Verband vergangenen Monat in Johannesburg bekannt. In der Stadt, die erst Ende des 19. Jahrhunderts durch riesige Goldfunde entstand, ist die einst extrem profitträchtige Branche in Aufruhr.

Starker Rand

Der Grund: Die starke Landeswährung verdirbt den Produzenten die Bilanzen und droht die mit staatlicher Hilfe in die Vorstandsetagen katapultierten schwarzen Unternehmer aus dem Rennen zu werfen. "Südafrika verpasst die Vorteile eines dollargestützten Rohstoffbooms", mahnte der Ökonom der Bergwerkskammer, Roger Baxter. Unter allen Schwellenländern hat sich Südafrikas Landeswährung Rand mit Kurssprüngen von mehr als 30 Prozent als die stärkste gegenüber dem US-Dollar behauptet - Tendenz: steigend.

Was gut für Urlaubspläne der Südafrikaner in Übersee ist, ist schlecht für die Exportindustrie. Vor allem für eine, die auf Dollar-Basis abgewickelt wird. Denn die Minenindustrie muss ihre Produktionskosten in Rand begleichen, Erlöse werden in Dollar erzielt.

Die Folge: Statt rund 100.000 Rand (13.254 Euro) pro Kilogramm Gold wie noch Anfang 2003 erzielen die Goldfirmen nur noch rund 78.000 Rand (10.338 Euro). Außerdem muss das Metall mit immer höheren Kosten aus immer größeren Tiefen gefördert werden, der Goldgehalt im Erz wird geringer. Im Jahresvergleich kletterten die Produktionskosten um 18 Prozent auf 83.700 Rand pro Kilogramm.

Hohe Produktionskosten

Vorbei die Zeiten, als Südafrika noch mit den günstigsten Produktionskosten glänzen konnte. Das Branchenblatt World Gold hat unter den zehn günstigsten Goldproduzenten der Welt keine einzige südafrikanische Mine gelistet. Selbst den Titel der größten Förderstätte ist der Kap-Staat zumindest für 2003 los. Erst nach der Grasberg-Mine in Indonesien (3164 Unzen), Perus Yanacocha-Mine (2851), Nevadas Newmont-Mine (USA, 2491) sowie der US-Mine Betze-Post (1559) tauchen die Südafrikaner auf (Driefontein, 1146, und Kloof, 1085 Unzen).

Regierungsvertreter befürchten 2004 ein Absinken der nationalen Goldproduktion um zwei Prozent auf 367 Tonnen. Unter den insgesamt 200.000 Beschäftigten der Branche geht seither die Angst um. Die 2002 vom deutschen Unternehmer Claas Daun verkaufte Minengesellschaft East Rand Property Mines (ERPM) machte mit Kündigungsplänen für 2700 Bergarbeiter Schlagzeilen und stellte alle Untertage-Aktivitäten ein.

Zu den Anteilseignern gehört eine der ersten schwarzen Bergwerksgesellschaften, Khumo Bathong Holdings. Während die gerade wiedergewählte Regierung von Präsident Thabo Mbeki den Armen jede Menge Arbeitsplätze versprochen hat, baut nun ausgerechnet ein schwarzes Vorzeigeunternehmen Stellen ab.

Zuletzt hatte sich die Feinunze Gold um 7,30 Dollar auf 402,10 Dollar (333,3 Euro) verteuert. (DER STANDARD Printausgabe 10.08.2004, Ralf E. Krüger)