Die Leistungsbereitschaft und das Mitarbeiterengagement in Österreichs Betrieben lassen nach. Die Mehrzahl der Dienstnehmer macht "Dienst nach Vorschrift" und fühlt sich ihrem Unternehmen nicht wirklich verpflichtet. Das ergab jetzt eine Studie des Beratungsunternehmens Innovative Management Partner (IMP), der Universität Innsbruck und dem Institute for International Research.

Die bei über 370 Top- Entscheidungsträgern in Deutschland, Österreich und der Schweiz durchgeführte Studie verdeutlicht, dass im Schnitt nur 40 Prozent der Mitarbeiter in Unternehmen einen echten Beitrag zur Steigerung des Unternehmenserfolges leisten wollen bzw. können. Die Ursache dafür wird weniger bei den Mitarbeitern selbst als vielmehr in der täglichen Führungsarbeit gesehen.

Der Geschäftsführer von IMP Österreich, Franz Bailom, sieht nun die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen stärker unter Druck geraten: "Hohes Mitarbeiterengagement beeinflusst maßgeblich die erfolgreiche Realisierung von Innovationen und die nachhaltige Senkung der Kosten."

Damit Unternehmen imstande seien Außerordentliches zu leisten, sei es jedoch vor allem notwendig, dass die Mitarbeiter ihre Potenziale voll entfalten können und dies auch wollen. Bereits 90 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass die erfolgreiche Realisierung von Innovationen wesentlich vom Engagement ihrer Mitarbeiter abhängig ist. Im Bereich der nachhaltigen Kostensenkung sahen 80 Prozent der Entscheidungsträger den entscheidenden Erfolgsfaktor im zielgerichteten Engagement der Mitarbeiter.

Schwierige Situation Für Hans Hinterhuber, Professor am Institut für Unternehmensführung an der Universität Innsbruck, verdeutlichen die Ergebnisse der Studie die schwierige Situation, in der sich viele Unternehmen derzeit befinden: "Obwohl den Entscheidungsträgern ihre Situation bewusst ist, scheitern offensichtlich nach wie vor viele Unternehmen daran, nachhaltig wirkende Konzepte zur Steigerung des Mitarbeiterengagements zum Einsatz zu bringen."

Für die Studienautoren liegt ein wesentlicher Grund darin, dass sich die Mitarbeiter in vielen Fällen nicht mehr mit ihrem Unternehmen inhaltlich und emotional identifizieren können. "Den Mitarbeitern scheint die Sinnhaftigkeit ihres Betriebes und damit die innere Triebfeder für ihre Anstrengungen abhanden gekommen zu sein", so Hinterhuber.

Dazu ist es laut Dieter Tschemernjak, Geschäftsführer von IMP Schweiz, unerlässlich, dass sich die Entscheidungsträger zunächst ein Bild über die Einstellungen der Mitarbeiter zum Unternehmen verschaffen. Wie andere Untersuchungen, die mit einem speziell entwickelten Analysekonzept von IMP durchgeführt wurden, scheitert es vielfach an folgenden Gründen:
  • Mitarbeiter kennen, verstehen oder identifizieren sich nicht mit den Zielen des Unternehmens.
  • Mitarbeiter kennen die strategischen Herausforderungen, vor denen ein Unternehmen steht, zu wenig.
  • Mitarbeiter kennen die entscheidenden Erfolgsfaktoren, auf die man sich im Unternehmen konzentrieren sollte, nicht.
  • Mitarbeiter können die Qualität ihres Unternehmens und damit ihrer Arbeit nicht einschätzen.
  • Mitarbeiter haben das Gefühl, dass ihr unmittelbarer Vorgesetzter in seiner Führungsarbeit überfordert ist. Sinnstiftende Führung erfordert Leadership, meinen die Studienautoren unisono. Management ist dafür zu wenig.(Der Standard, Printausgabe 7.8./8.8.2004)