Das Betreiberkonsortium master-talk, dem der Auftrag zum Aufbau eines österreichweiten Funknetzes für Blaulichtorganisationen entzogen wurde, hat der Republik Österreich eine Forderung von 181 Mio. Euro in Rechnung gestellt. "Wir haben an das Innenministerium ein Aufforderungsschreiben zur Begleichung dieses Betrags gerichtet", bestätigte master-talk-Geschäftsführer Andreas Palffy am Donnerstag einen entsprechenden Bericht des "Kurier". Sollte das Innenministerium der Aufforderung bis 25. August nicht nachkommen, werde man eine Schadenersatzklage einbringen.

Aus vertraglichen Ansprüchen

Die 180 Mio. Euro würden sich aus den bestehenden vertraglichen Ansprüchen errechnen, erläuterte Palffy. Der Forderungswert ist damit höher als die bisher stets genannten 120 Mio. Euro. mastertalk gehört zu je 32,45 Prozent Siemens Österreich und den Wiener Stadtwerken, 25,1 Prozent gehören der RZB und 10 Prozent dem Verbund.

Prüfung

Im Innenministerium will man das bereits eingegangene Aufforderungsschreiben nun "genau prüfen", hieß es heute auf APA-Anfrage. Über die verhältnismäßig hohe Summe an "entgangenen Gewinnen" von 181 Mio. Euro sei man "verwundert", zumal der neue Betreiber - ein Konsortium aus Alcatel und Motorola - für das gesamte Projekt insgesamt 130 Mio. Euro veranschlagt habe. Man wolle jedenfalls festhalten, dass der Vertrag von master-talk gekündigt worden sei, das von master-talk errichtete Netz nicht exekutivtauglich und das Projektmanagement mangelhaft gewesen sei.

Betrieb

Ursprünglich hätte das österreichweite Behördenfunknetz 2005 im Vollausbau in Betrieb gehen sollen. master-talk hatte am 5. Juli 2002 den Zuschlag für "Adonis" erhalten. Nach Streitigkeiten vor allem um die Vergütung war Ende Juni 2003 der Vertrag jedoch gekündigt und das 310 Mio. Euro schwere Prestigeprojekt neu ausgeschrieben worden. Im Juni hatte das Innenministerium als neuen Errichter und Betreiber für das österreichweite Behördenfunknetz "Digitalfunk BOS Austria" (früher: "Adonis") Alcatel und Motorola ausgewählt.

Durch die Neuvergabe ist das Projekt laut Innenministerium deutlich billiger geworden. Hatte master-talk die Kosten noch mit 310 Mio. Euro beziffert, sollen die Investitionskosten beim Konsortium Alcatel/Motorola, das ebenso wie bereits master-talk auf die Bündelfunktechnologie Tetra setzt, nur noch bei 133 Mio. Euro liegen. Allerdings soll das System nach der Neuvergabe statt ursprünglich 2005 nun erst 2009 in Betrieb gehen.(APA)