Foto: ORF/Ali Schafler
etat.at : Wie gehts weiter? Wird "Wiesner fragt" fortgesetzt? Wann wird das entschieden?

Wiesner: Diese fünf Termine waren eine optimale Gelegenheit, das Format und seine Möglichkeiten zu präsentieren, ohne gleich weit reichende Entscheidungen zu treffen. Jetzt wissen wir, dass es beim Publikum sehr gut ankommt - und mit ganz wenigen Ausnahmen auch bei der professionellen Kritik. Ich würde gerne so bald und so oft wie möglich weiter machen, verstehe allerdings, dass es nicht so einfach ist, einen Sendeplatz zu finden. Der Dienstag ab 22.30 Uhr gehört ja "Am Schauplatz", und da wir zweimal 24 Stunden senden, gibt es logischerweise keine Freiflächen. Ich bin aber zuversichtlich, dass meine ChefInnen eine weise Lösung finden werden.

etat.at: Welche Gäste möchten Sie zur nächsten Staffel laden?

Wiesner: Schon im ursprünglichen Konzept haben wir darauf hin gewiesen, dass das Format nicht nur für aktive und ehemalige Politiker geeignet ist, sondern dass wir auch Künstler, Unternehmer, Wissenschafter oder Sportler einladen wollen - voraus gesetzt, es gibt genug, was wir vorspielen und was wir bereden können.

etat.at: Welche Sendung ist Ihnen am besten gelungen?

Wiesner: Ich habe von Sendung zu Sendung dazu gelernt, ich habe da ja Einiges gleichzeitig zu tun: ein kontroverses Gespräch führen, den Überblick über rund 50 mögliche Zuspielungen bewahren und rechtzeitig entscheiden, welcher zum gerade Gesagten am besten passt, den Kontakt zum Publikum halten und ihm helfen, die Zuspielungen politisch und zeitlich einzuordnen. Dennoch entscheidet mein eigener Anteil ja nicht über den Erfolg. Tendenziell gelingen die Sendungen, umso besser, je mehr sich die Gäste auf die Überraschungen und auf meine Deutungsversuche einlassen, Elisabeth Gehrer und Johannes Voggenhuber zum Beispiel.

etat.at: Hätten Sie im Rückblick auf die fünf Gespräche etwas anders gemacht? Ist "Wiesner fragt" kontrovers genug?

Wiesner: Jedes Gespräch ist ein eigenes Abenteuer, bei jedem überlegt man im Nachhinein, was hätte ich anders machen können - doch dadurch wär's auch schon wieder ein anderes Gespräch. Ich versuche - auch im Sinne der Erwartungen des Publikums - , den schmalen Grat zwischen Plauderei und Inquisition zu treffen. Enttäuscht sind eher die politischen Gegner eines Gastes, wenn sie hoffen, dass er auf der Bahre aus dem Studio getragen wird. Die beklagen dann auch, dass das Gespräch nicht kontrovers genug sei.

Aber so ist eben mein Stil, ich versuche lieber, aus den Leuten 'was heraus zu kitzeln, als sie mit dem Bihänder aufzumachen.

Vielleicht steht hinter dieser Kritik auch eine unrealistische Annnahme: "Wiesner fragt" ist ja keine Wunderwaffe, keine Wahrheitsmaschine, die Geständnisse erzwingen kann. Wie in jedem zivilisierten Gespräch bin auch ich darauf angewiesen, dass mein Gegenüber bereit ist, sich einzulassen. Mit Hilfe der Zuspielungen versuche ich bloß, ein paar enge Kurven in den Gesprächsverlauf einzubauen, damit es die Leute aus den eingefahrenen Bahnen ihrer Argumentation hinaus trägt. (sb)