Nun ist es auch schon wieder vier Jahre her, dass die letzten Olympischen Sommerspiele in Sydney endeten. Daraus geht nun leider zwingend hervor, dass die Olympischen Sommerspiele soeben wieder begonnen haben. Und der ORF wird seine betrübliche Fußballabstinenz mit verdoppeltem Eifer wettzumachen trachten.

Kein Frühstücksfernsehen mehr ohne olympische Tageszusammenfassung: Wir werden Kugelstoßerinnen betrachten, allein bei deren Anblick uns die Schwarten krachen. Tornadosegler werden durch das Hafenbecken von Piräus zischen: Ihre Kiele werden die bronzefarbenen Abwässer der lärmenden Millionenmetropole Athen im Nuzerteilen.

Luftdruckgewehrschützen werden mit dem runden Fleck auf der Zielscheibe meditativ verschmelzen. Die ersten Dopingsünder wird man wie Delinquenten über die Agora treiben, und die wenigen Zuschauer, die sich in den noch feuchten Betonovalen verlieren, werden ihre ausgetreckten Daumen nach unten kehren. Anschließend hilft nur noch ein Snack bei McDonald’s, natürlich mit knackfrischem "Hirten- und Bauernsalat", während die Vertreter des Olympischen Komitees schon einmal bei pflaumenglasierter Hühnchenbrust über die Chancen der künftigen Olympia-Ausrichter ... nun, angeregt nachdenken.

Die schönste Nachricht erreichte uns aber mit der Mitteilung, dass der in Pension geglaubte Sigi Bergmann wieder das olympische Boxturnier kommentieren werde. Endlich tragen Faustkämpfer wieder "die Handschrift ihres Gegners im Gesicht!" Ist Sackhüpfen eigentlich schon olympische Disziplin? Und wenn nicht: warum? (poh/DER STANDARD, Printausgabe, 14./15.8.2004)