Bild nicht mehr verfügbar.

Iyad Allawi

Foto: REUTERS/ATEF HASSAN
Mangels brauchbarer Alternativen hat Iyad Allawi nun alles auf eine Karte gesetzt und nach zwei Tagen Gefechtspause in Najaf den Sturm auf die Milizen des Schiitenpredigers Muktada al-Sadr in dem bald zwei Wochen andauernden Aufstand angeordnet. Ein freier Abzug des Milizenführers mit seinen Gefolgsleuten wäre fatal für den irakischen Premierminister gewesen. Der junge al-Sadr wäre vielleicht gerade einmal in die Nachbarstadt Kufa gewechselt und hätte seinen Ruhm gemehrt - 3000 US-Soldaten widerstanden und Iyad Allawi und seine von den Amerikanern eingesetzte Regierung in die Knie gezwungen zu haben.

Zwei Dinge unterscheiden die neue Offensive von den Kämpfen der vergangenen Tage. Der irakische Premier soll selbst den Abbruch der Friedensgespräche vom Wochenende entschieden haben, nachdem al-Sadr gar nicht erst zu den Verhandlungen erschien, aber die für Allawi wie für die Amerikaner unannehmbare Forderung nach einem gleichzeitigen Abzug der US-Truppen aus Najaf stellte. Der Regierungschef hat zudem neue irakische Truppen in die Pilgerstadt entsandt, die von den USA ausgebildet und zuverlässiger sein sollen. Diese Truppen will der Premier in die Imam-Ali-Moschee schicken.

Von den Amerikanern, die ihn als autonom handelnden Regierungschef zeigen wollen, nur zu bereitwillig unterstützt, geht Allawi gleichwohl ein großes Risiko ein. Ein Erfolg der irakischen Truppen in Najaf ist alles andere als sicher, al-Sadr könnte die Flucht gelingen, die Moschee - das größte Heiligtum der Schiiten - in die Luft gejagt werden. Die Offensive kommt schließlich zu einem kritischen Zeitpunkt. Sie könnte die gleichzeitig tagende Nationalkonferenz in Bagdad, die eine Art Übergangsparlament bestimmen soll, vorzeitig scheitern lassen. Doch zu groß ist Allawis Überdruss - al-Sadr, der ihm ständig Knüppel zwischen die Füße wirft, will er loswerden. (DER STANDARD, Print-Ausgabe vom 16.8.2004)