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apa/dpa/Kay Nietfeld
"Soft Facts" spielen bei der Entscheidung für den künftigen Arbeitgeber eine wesentlich wichtigere Rolle als vermutet. Entscheidend für die Wahl des Arbeitgebers sei nicht das Gehalt oder etwa ein sicherer Arbeitsplatz. Die Top-Uni-Absolventen wollen heute vor allen Dingen von ihrem neuen Arbeitgeber gefordert werden und damit herausfordernde und verantwortungsvolle Arbeiten übernehmen. Das ist das Ergebnis der Studie Top-Management-Beratung in Österreich: Der Karriereentscheidungsprozess von High Potentials des Instituts für Unternehmensführung der Wirtschaftsuniversität Wien. Am beliebtesten, so die Studienautoren, seien Unternehmen, die internationale Perspektiven anbieten würden.

"Bei den Prioritäten im Job geben die Top-Studenten an, dass ihnen Herausforderungen und Verantwortung besonders wichtig seien", so Studienautor und Institutsvorstand Gerhard Speckbacher. Aber auch viel Abwechslung und ein gutes Arbeitsklima seien für sie ein wichtiges Thema. "Oft wollen die ,Young Potentials' auch beim Bewerbungsgespräch wissen, ob es einen Mentor im Unternehmen gibt und wie geführt wird", erzählt Hannes Pichler, Human-Resources-Manager bei der Boston Consulting Group (BCG).

Laut der Studie scheint die Entlohnung den besten Köpfen eindeutig nebensächlich zu sein: Lediglich 46 Prozent der Befragten bewerteten nach diesem Kriterium ein Jobangebot. Besondere Bedeutung habe das "Sammeln von Erfahrungen im Ausland" - immerhin favorisieren 73 Prozent der Befragten eine Tätigkeit in einem international agierenden Unternehmen.

Attraktives Arbeiten

Im Ranking der beliebtesten Arbeitgeber führt bei den High Potentials der Wirtschaftsuniversität Wien die Unternehmensberatung Boston Consulting Group mit 16 Prozent der Nennungen das Feld an, dicht gefolgt von McKinsey (14 Prozent), BMW (11 Prozent), Magna (neun Prozent) und der Bank Austria Creditanstalt (acht Prozent).

Anders bei der Technischen Universität Wien: Dort liegt Siemens laut Befragung mit 17 Prozent der Nennungen voran. Dicht gefolgt von BCG mit zehn Prozent und ex aequo mit IBM, danach erst kommen McKinsey, BMW und die Bank Austria Creditanstalt mit jeweils sieben Prozent der Nennungen.

Das Selbstbewusstsein, das die Uni-Absolventen heute bei Bewerbungsgesprächen an den Tag legen, ist für die Personalisten großer Unternehmen zu einer Selbstverständlichkeit geworden. Anita Lehner, bei der Bank Austria Creditanstalt zuständige Human-Resources-Managerin für Österreich, rekrutiert jährlich an die 50 Uni-Absolventen: "Die Jungen sind heute selbstbewusster als früher, und das wird auch offener kommuniziert. Wichtig für sie ist: der neue Job muss Spaß machen und Dynamik haben." An zweiter Stelle rangieren Fragen nach der Aus- und Weiterbildung, erzählt die Expertin: "Die High Potentials wollen ihre Leistungsbereitschaft zeigen, und erkundigen sich auch oft gleich nach Jobmöglichkeiten im Ausland oder möglichen Veränderungen im Haus selbst."

Für Susanne Theisen, Director of Recruiting bei McKinsey, hat sich auch bei der Aufnahme der High Potentials einiges verändert: "Bei uns arbeiten bereits 20 Prozent Ingenieure und nur mehr 50 Prozent Betriebswirtschafter. Außerdem suchen wir heuer verstärkt Sinologen und Japanologen für unser McKinsey-Asia-Haus." (Der Standard, Printausgabe 14./15.8.2004)