Mit konsequenter Steigerung in den letzten Jahren hat Russland einen Förderanteil von elf Prozent an der Weltproduktion erlangt. "Die Förderung wächst unverändert weiter. Alle unsere Unternehmen steigern ihren Export", beruhigte Energieminister Viktor Christenko am Mittwoch den russischen Präsidenten Wladimir Putin und den Rest der Welt. Dieser ist angesichts der derzeit hohen Nachfrage verunsichert.
Ungewissheit
Zur Instabilität des Irak, der abgesehen von Terrordrohungen gegen die Ölindustrie maximal 1,9 Millionen Barrel täglich exportiert, und zur Labilität in Venezuela, das täglich 2,5 bis drei Millionen Barrel auf den Weltmarkt pumpt, kommt die Ungewissheit rund um den angeschlagenen russischen Ölkonzern Yukos. Immerhin deckt der Konzern mit 1,7 Mio. Barrel ein Fünftel der gesamtrussischen Tagesproduktion ab. Was mit Yukos geschieht, bleibt aber unklar.
Eben hat der Yukos-Finanzchef wieder mitgeteilt, dass eine Insolvenz infolge der Staatsattacken bereits in den kommenden Tagen "sehr wahrscheinlich" sei. Der Chef des Aufsichtsrates, Viktor Geraschenko, erklärte jedoch, dass Yukos nicht vorhabe, "in nächster Zeit seinen Bankrott zu erklären, da es alle nötigen laufenden Operationen bis Ende September durchführen kann". Eine künstlich herbeigeführte Pleite will offenbar auch der Kreml nicht, andernfalls hätte Sergej Oganesjan, Chef der nationalen Energieagentur, nicht letzte Woche gefordert, die eingefrorenen Yukos-Geschäftskonten wieder freizugeben.
USA und China besorgt
Das ändert freilich nichts daran, dass der Zwangsverkauf der Yukos-Tochter Juganskneftegaz, die 60 Prozent des Konzernöls fördert, vorbereitet wird. Die Angst um Yukos ist es denn unter anderem, die den Ölpreis auf ein Rekordhoch trieb.
So haben die größten Ölverbraucher USA und China letzte Woche Russland gegenüber unmissverständlich ihre Besorgnis geäußert: Die USA fordern eine Depolitisierung der Causa Yukos, China bat um Garantien, dass Yukos, das sieben Prozent des chinesischen Ölbedarfs deckt, seine Lieferungen nicht einstellt.
Zweifel an der Zuverlässigkeit von Russlands Ölexport werden von Experten allerdings einhellig ausgeräumt. Dabei können sie nicht nur auf Christenkos Erklärung verweisen, auch die bisher ununterbrochen steigende Statistik gibt ihnen Recht.
Keine Risikomanöver erlaubt