Mein lieber "Homeo"! Reden im Fernsehen kann schwer sein ...
Da flüchtet man gerne. Was Wunder also, dass etwa ein Reporter bei den Salzburger Festspielen auf der Suche nach Menschen ...
Redaktion
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Reden im Fernsehen kann schwer sein. Da flüchtet man gerne. Was Wunder also, dass etwa ein Reporter bei den Salzburger Festspielen auf der Suche nach Menschen, die zum Rosenkavalier etwas sagen sollten, in den Pausenräumen mit der plötzlichen Leere des Festspielhauses konfrontiert wurde. Nicht einmal Gabriel Barylli war in der Nähe, um zu wiederholen, was er Gottschalk erzählt hatte; dass er ja einst in Salzburg während der Festspiele gezeugt wurde.
Den Luxus der TV-Flucht kann sich ein Volksvertreter nicht immer leisten. Es kommt die schreckliche Stunde, der Chef will nichts sagen, auch die Subchefs verweigern, also muss er ran. An die ZiB 2. Und wir, undankbar, erwarten von ihm auch noch ein gewisses Diskussionsniveau, wünschen schönen Gedankenaustausch im Geiste der freien Rede.
Insofern war der Montagabend zweifellos enttäuschend. Lieber Abgeordneter Vinzenz Lichtenstein (ÖVP)! Wie Sie es schafften, kein einziges freie Wort loszuwerden, wie Sie dem zu netten Günter Tolar Ihre Meinung vorgelesen haben, das schrieb zweifellos TV-Geschichte.
Das Fernsehen ist grausam, ja. Und es braucht, bis man zum gesellschaftlichen Wandel und dessen Themen wie "Gleiches Recht für gleiche Liebe" die passenden Worte findet. Uns schien dieser kläglichen Darbietung indes auch ein Moment der gerechten Strafe innezuwohnen. Für den Versuch, ein Thema für nicht existent zu erklären. Übrigens, Herr Abgeordneter, das Wort, das Sie meinten, heißt "Homo". Nicht "Homeo". (tos/DER STANDARD; Printausgabe, 18.8.2004)
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