Monatelang stand die weltweit populärste Internetsuchmaschine Google für einen neuen Stern am Börsenhimmel. Jubelmeldungen begleiteten die Gründer Sergey Brin und Larry Page. Auch weil sie mittels einer so genannten Dutch Auction - also direkter Versteigerung ihrer Aktien - die milliardenschwere Abkassier-Maschinerie der Investmentbanken umschiffen würden, weil sie mit der traditionellen Geldpresse eines Börsenganges (IPO) nichts zu tun haben wollten, und weil ihr Firmenmotto lautet: "Nichts Böses tun." Das ist wie ein Torpedo in die traditionelle Börsenwirtschaft gefahren. Ein glatter Erfolg des Google-IPO hätte die Königsdisziplin der Investmentbanken gesprengt.

Kurz vor Beginn der (länger verzögerten) Aktienversteigerung kumulierten allerdings die Negativmeldungen: Angst um künftige Umsätze, Zweifel an den Geschäftszahlen, Krach mit Alteigentümern, Probleme mit einem Playboy-Interview, offene Fragen bei der Börsenregistrierung und folglich zuletzt rotes Licht für den Kick-off durch die Börsenaufsicht SEC. Die Pannen hören gar nicht mehr auf, und oft bleiben die Quellen der Meldungen anonym.

Geringerer Börsewert

Jetzt verkaufen sich offenbar auch die Aktien nicht so gut wie geplant. Sie werden jetzt plötzlich um mehr als 30 Prozent billiger auktioniert, zudem werden wesentlich weniger Stücke angeboten als geplant. Statt 3,5 Milliarden Dollar dürften so nicht einmal zwei Milliarden erlöst werden, der erwartete Börsenwert von Google fällt somit viel geringer aus.

Die Schadenfreude der zuvor arg bedrohten Banken an der Wall Street ist den Google-Rebellen wohl sicher. Dass sich Hedgefonds in Position bringen werden, um mit der Google-Aktie zu spielen, ist gewiss. (Karin Bauer, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 19.8.2004)