Die Vereinten Nationen sind besorgt über das Risiko eines neuen Krieges zwischen den Völkern der Hutu und Tutsi in Zentralafrika. Nach dem Massaker an 160 Tutsi-Flüchtlingen in Burundi gebe es die "reale Gefahr", dass Vergeltungsakte eine Spirale der Gewalt auslösen könnten, erklärte der stellvertretende UNO-Generalsekretär Jean-Marie Guehenno am Donnerstag nach Beratungen im Sicherheitsrat in New York.
Kreislauf der Rache
Die Vereinten Nationen riefen die Regierungen in Burundi, Kongo und Ruanda auf, gegen extremistische Gruppen vorzugehen und sich um äußerste Zurückhaltung zu bemühen. "Dieses schreckliche Massaker in Gatumba darf nicht zu einem Kreislauf der Rache führen", sagte Guehenno.
Zu dem Anschlag im Lager Gatumba vom Freitag bekannte sich eine Rebellengruppe burundischer Hutu, die "Nationalen Streitkräfte der Befreiung". In dem Lager lebten Angehörige der Banyamulenge, einer Tutsi-Volksgruppe, die seit dem 19. Jahrhundert im Kongo lebt. Burundi und Ruanda haben mit der Entsendung von Truppen nach Kongo gedroht.
Undertessen gab das Flüchtlingswerk bekannt, dass nun rund 20.000 Flüchtlinge ins Innere von Burundi verlegt werden. Derzeit werde ein neues Lager in Giharo im Osten Burundis eingerichtet, erklärte ein Sprecher des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR am Freitag. Giharo ist rund 200 Kilometer von der Grenze zur Demokratischen Republik Kongo entfernt.
Die Regierung von Burundi habe außerdem zugestimmt, ein weiteres Lager in Gisozi einzurichten, rund 70 Kilometer vom Kongo entfernt. Ein Datum für die Umsiedlung stand zunächst nicht fest.
Widerstand befürchtet
Das UNHCR befürchtet allerdings den Widerstand vieler Flüchtlinge gegen ihre Umsiedlung. Solange sie nahe der Grenze lebten, würden einige von ihnen weiterhin nach ihren Häusern auf der anderen Seite sehen. Andere wollten bleiben, weil beim Massaker in Gatumba Verwandte verletzt worden seien und die nun in Krankenhäusern der Region liegen. Das UNHCR wolle die Flüchtlinge mit einer "Sensibilisierungsoperation" umstimmen. Die Regierung von Burundi deutete zugleich an, die Flüchtlinge notfalls mit Gewalt umsiedeln zu wollen.