Wien - "Die Kapitalvernichtung, die hier stattgefunden hat, ist unfassbar", sagt SPÖ-Chef Alfred Gusenbauer zum geplatzten Telekom-Verkauf. Im STANDARD-Interview fordert er den Rücktritt der gesamten ÖIAG-Spitze - "wegen Unfähigkeit, Erfolglosigkeit und nachgewiesener Gefährdung des Wirtschaftsstandortes Österreich".

"Echte Gefährdung"

Bereits die politische Entscheidung von Bundeskanzler Wolfgang Schüssel und Finanzminister Karl-Heinz Grasser, die Telekom an die Swisscom verkaufen zu wollen, sei falsch gewesen. "Heinzel und Michaelis sind aber nicht einmal imstande, das Falsche richtig zu machen", sagt Gusenbauer. ÖIAG-Vorstand Peter Michaelis und Aufsichtsratschef Alfred Heinzel seien eine "echte Gefährdung". Das "Telekom-Desaster" sei "der schlagende Beweis für die wirtschaftspolitische Inkompetenz von Grasser und Schüssel". Der SPÖ-Chef kündigt einen Misstrauensantrag gegen Grasser an.

Telekom-Vorstand vor Ablöse

Dieser ist um Beruhigung der Situation bemüht. Trotz des Kurseinbruches sei die Telekom noch immer ein gutes Geschäft gewesen. Nach der geplanten Börsenplatzierung von weiteren 17 Prozent aus ÖIAG-Besitz solle die Republik die verbleibenden 25 Prozent vorerst behalten. Dies sei aber keine Abkehr vom Ziel der Totalprivatisierung. Inoffiziell war zu erfahren, dass der vierköpfige Telekom-Vorstand rund um Heinz Sundt abgelöst werden soll. (red, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 21./22.8.2004)