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Dem ÖIAG-Vorstand fehle "jegliches Know-how, um Privatisierungen durchzuführen", sagt Raidl im "WirtschaftsBlatt".

Foto: APA/Barbara Gindl
Wien - Nach den gescheiterten Plänen zum Verkauf der Telekom Austria an die Swisscom übt ÖVP-Wirtschaftsberater und Böhler-Uddeholm-Chef Claus Raidl nun schwere Kritik an der Staatsholding ÖIAG. "So, wie hier gefuhrwerkt wurde, geht es einfach nicht. So kann es jedenfalls nicht weitergehen", meinte Raidl deutlich in einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin "profil".

"Keine konsistente Haltung"

Nach Meinung des ÖVP-Wirtschaftsberaters mangelt es den ÖIAG-Vorständen "an Problemlösungskapazität und an der Fähigkeit, den jeweiligen Privatisierungsauftrag umzusetzen". Die ÖIAG habe "keine konsistente Haltung". Zitat: "Sie schwankt in einem ewigen Hin und Her, je nachdem, welcher Investmentbanker gerade das Haus verlassen hat".

Nach "all den Erfahrungen bei der Post, der Voest und der VA Tech" habe der ÖIAG-Vorstand bei der Telekom Austria außerdem erneut "nach demselben Muster" gehandelt. Die ÖIAG informiere zu wenig, binde die Vorstände der betroffenen Unternehmen in die Prozesse nicht befriedigend ein. Es gebe "Geheimverhandlungen, die man dann abstreitet". Raidls Fazit: "Entweder sind die Vorstände (der ÖIAG, Anm.) lernunfähig oder lernunwillig."

Enttäuschung über geplatzten Swiss-Com-Deal nicht besonders groß

Die Telekom Austria-Aktie hat seit dem Scheitern des Swisscom-Deals mehr als ein Fünftel ihres Werts verloren.

Über das Platzen des Deals zeigt sich Raidl dennoch nicht unerfreut. Die Beteiligung eines strategischen Investors an der Telekom Austria war zwar "nicht generell falsch", und die Swisscom "nicht grundsätzlich eine falsche Lösung". A la longue halte er "eine 25-Prozent-Beteiligung eines internationalen Telekomkonzerns sogar für gut und wichtig".

Der geplante Totalverkauf der Telekom, im Rahmen dessen sich die ÖIAG mit 11 Prozent direkt an der Swisscom beteiligt hätte, wäre laut Raidl aber nicht gescheit gewesen. "Wenn zwei Kernaktionäre in einem Konzern das Sagen haben wollen, geht das schief. Die ÖIAG hätte in der Gemeinschaftsgesellschaft mitzureden versucht, aber nichts zum Reden gehabt", meint der Böhler-Chef.

Auch der vorgesehenen Lösung für die Wiener Börse wäre Raidl skeptisch gegenübergestanden. Die Telekom Austria hätte demnach noch für zwei Jahre zu rund 20 Prozent an der Wiener Börse notiert, für die Swisscom wäre eine Zweitnotiz am Wiener Kapitalmarkt vorgesehen gewesen. Raidl meint dazu: Es sei "eine Illusion zu glauben, dass die Wiener Börse dadurch nicht geschwächt worden wäre". Eine Zweitnotiz sei "immer eine Augenauswischerei. Die Musik spielt ausschließlich am Platz der Erstnotiz", so Raidl. (APA)