Der Präsidentschaftskandidat der US-Demokraten, John Kerry, hat bei der Wahlkommission Beschwerde gegen Fernsehspots eingelegt, in denen sein Kriegsdienst in Vietnam in Misskredit gebracht wird. Kerry beschuldigte am Freitag zudem das Wahlkampfteam von US-Präsident George W. Bush, die von einer Veteranengruppe in Auftrag gegeben Werbespots unterstützt zu haben. Die republikanischen Wahlkämpfer wiesen dies umgehend zurück.

"Unrichtiger" Werbespot

Die Veteranengruppe "Swift Boat Veterans for Truth" ("Schnellbootveteranen für die Wahrheit") habe "mit unrichtigen Werbespots gegen das Gesetz verstoßen", erklärte das Wahlkampfteam Kerrys. In dem einminütigen Fernsehspot treten 13 Veteranen auf, die wie Kerry auf Schnellbooten in Vietnam im Einsatz waren. Sie werfen dem Demokraten vor, er habe gelogen, um zwei seiner Tapferkeitsmedaillen zu erhalten.

Die US-Tageszeitung "New York Times" berichtete am Freitag, zwischen der Gruppe der Schnellbootveteranen und der Bush-Familie gebe es ein "Netz von Verknüpfungen", in das auch "ranghohe Politiker aus (Bushs Heimatstaat, Anm.) Texas" sowie Bushs Berater Karl Rove eingewoben seien.

"Schmutzige Wahlkampfarbeit"

Auch Kerry hatte am Vortag die US-Regierung aufgefordert, den Fernsehspot der Veteranen zu verurteilen. Die Tatsache, dass der Präsident dies bisher nicht getan habe, sei ein Beleg dafür, dass die Gruppe für ihn die "schmutzige" Wahlkampfarbeit erledigen solle, hatte Kerry in seiner Heimatstadt Boston gesagt.

Präsidentensprecher Scott McClellan wies den Vorwurf zurück. "Wir haben schon einmal gesagt, dass wir an diesen Werbespots in keiner Weise beteiligt sind", sagte er auf Bushs Landsitz in Crawford im US-Bundesstaat Texas. Nur weil Kerry langsam die Nerven verliere, dürfe er den Präsidenten nicht mit "falschen und unbegründeten Angriffen" angehen, sagte McClellan.

Klage als "nicht ernst zu nehmend"

Auch Bushs Wahlkampfleiter Steve Schmidt bezeichnete die Klage als "nicht ernst zu nehmend". Kerrys eigener Wahlkampfleiter habe zugegeben, dass er die Beschwerde nicht untermauern könne, sagte Schmidt in der Wahlkampfzentrale in Arlington im US-Bundesstaat Virginia.

Unterdessen stellten sich einige US-Kriegsveteranen in Vietnam in dem Streit auf die Seite Kerrys. Sie verkauften T-Shirts mit der Aufschrift "Amerikaner in Übersee für Kerry" und einem Bild Bushs, das durchgestrichen ist. "Es ist Teil der Bemühungen einiger von uns, auf die Verdienste Kerrys im Krieg aufmerksam zu machen und einigen Anschuldigen und Lügen über seinen Dienst in Vietnam entgegenzutreten", sagte einer der Veteranen am Samstag in Hanoi.

Ausgaben für US-Wahlkampf auf Rekordniveau

Der hoch dekorierte Vietnam-Veteran Kerry betont im Wahlkampf immer wieder seine militärischen Erfahrungen. Sie heben ihn von Bush ab, der während des Vietnam-Kriegs bei der Nationalgarde in der Heimat stationiert war. Die Demokraten hatten den Vorwurf erhoben, Bush habe sich vor einem Einsatz in Vietnam gedrückt. In den USA wird am 2. November ein neuer Präsident gewählt.

Die Ausgaben für den US-Wahlkampf haben indes ein Rekordniveau erreicht, wie aus Unterlagen der Wahlbehörde hervorgeht. Bis zur Jahresmitte überstiegen die Kosten für die Kampagnen der Kandidaten für die Präsidentschaftswahl, die Kongresswahl sowie der Parteikomitees mit mehr als eine Milliarde Dollar deutlich die Höhe der Vergleichszeiträume in den Wahljahren 2000 und 2002. Bush wendete demnach bis Ende Juli 209 Millionen Dollar (170 Mio. Euro) für seine Wiederwahl auf. Bei Kerry belief sich die Summe auf 186 Mio. Dollar. (APA/Reuters/AFP/AP)