Die Konjunkturdynamik wird bis Jahresende ihren Höhepunkt erreichen und dann wieder abflachen. Stimmen die Prognosen, stehen wir bald vor gewaltigen Problemen
Redaktion
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Er kommt. "Jetzt aber wirklich." Oder: "Spätestens im nächsten Halbjahr." Seit mittlerweile drei Jahren prophezeien Wirtschaftsforscher den Aufschwung, der zwar mittlerweile bereits da sein soll, aber gefühlsmäßig zumindest in Europa noch kaum wahrgenommen wird. Die Weltwirtschaft wächst heuer vermutlich so stark wie seit 25 Jahren nicht mehr, schätzt der Internationale Währungsfonds - und das alte Europa der EU-15 merkt kaum etwas davon. Das Vertrauen der Konsumenten in die Zukunft ist unverändert gering, und das ist auch kein Wunder. Anhaltend hohe Arbeitslosenzahlen, Pensionskürzungen, in Deutschland das Paket Hartz IV.
Aber nur Mut, er kommt schon noch, der Aufschwung, verhießen die Experten. Doch jetzt die böse Überraschung: Die Konjunkturdynamik wird bis Jahresende ihren Höhepunkt erreichen und dann bereits wieder abflachen.
Probleme vergrößern sich
Stimmen die neuen Prognosen, dann vergrößern sich die bestehenden Probleme gewaltig: Reichten schon bisher die prognostizierten Wachstumszahlen in der Konjunkturspitze gerade, um die Zahl der Jobs stabil zu halten, wird eine schwächere Konjunktur noch mehr Arbeitslose bedeuten. Und der hohe Ölpreis wird die Bereitschaft der - ausschließlich niedriger Inflation verpflichteten - Europäischen Zentralbank zu Zinserhöhungen verstärken, was wiederum die Wirtschaft bremst.
Und in Österreich besteht dann noch die Gefahr, dass der Finanzminister nach dem Telekom-Debakel sein Image aufpolieren will und auf eine ähnlich gute Idee wie das "Nulldefizit" 2001 kommt: Auch das verordnete er ohne Rücksicht auf (Wachstums-)Verluste mitten in der "Stagnation auf hohem Niveau", wie Bundeskanzler Wolfgang Schüssel damals seine Wirtschaftskompetenz formulierte. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 23.8.2004)
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