Gehälter, die spürbar über dem Kollektivvertrag liegen, werden derzeit von Arbeitgebern schon fast als Obszönität gewertet, ihre Bezieher nicht selten behandelt, als würden sie nicht das Äquivalent ihres Marktwertes lukrieren, sondern sich unrechtmäßig bereichern (Davon ausgenommen sind Angehörige der Topmanagementetagen). Die "Geiz ist geil"-Tendenz hat sich nicht nur bei Konsumenten, sondern auch bei den Arbeitgebern durchgesetzt. (Welcher Trend dabei als Henne und welcher als Ei firmieren könnte, ist eine eigene Diskussion wert.)

Dabei sollte die Tatsache, dass Wirtschaftsaufschwung nebst konkurrenzfähigen Produktionspreisen auch entsprechende Kaufkraft bei den potenziellen Konsumenten bedingt, zum ökonomischen Einmaleins zählen.

Hinter der Sehnsucht nach Zeitwohlstand verbirgt sich der alte Traum vom guten Leben - jenseits von Onlineshopping, Telebanking und Last-Minute-Reisen.

Die Absatzwirtschaft braucht ausgabefreudige Konsumenten. Zeitdruck und die grassierende Angst vor Arbeitsplatzverlust bilden kein Gedeihklima für Konsumlust. (Der Standard, Printausgabe 28./29.8.2004)