Der auch in Österreich tätige schwedische Festnetz- und Internetbetreiber Tele2 weitet seine Mobilfunkaktivitäten aus und will in Österreich und Frankreich künftig als so genannter virtueller Mobilfunkbetreiber (MVNO) mit eigener Handyvorwahl starten. In Österreich werde man bis Oktober 2004 als MVNO loslegen, bestätigte Tele2 Österreich-Chef Norbert Wieser am Montag auf Anfrage.

"Alle unter Dach und Fach"

Die für den Start als MVNO notwendigen Verhandlungen über Zusammenschaltungsgebühren mit Mitbewerbern seien bereits "alle unter Dach und Fach", so Wieser. Aktuell stehe der "technische Umstieg" an. Bei den Handykunden-Zahlen liege man "gut im Plan", die angepeilte Verdopplung der Kunden bis Jahresende auf mehr als 100.000 werde man aus heutiger Sicht erreichen.

0688

Tele2 bietet in Österreich Mobilfunkdienste für Wertkarten-Telefonierer über eine Kooperation mit dem drittgrößten Handynetzbetreiber One unter der One-Vorwahl "0699" bereits seit Februar 2003 an, mit dem geplanten Start als MVNO bekommt Tele2 künftig eine eigene Handy-Vorwahl (0688). Der Start als MVNO wird Tele2 mit dem neuen Telekomgesetz (TKG) möglich, das Mobilfunkbetreiber von der bisherigen Lizenzpflicht befreit hat. Außerdem hat ein MVNO laut neuem TKG das Recht auf Zusammenschaltung mit allen Mitbewerbern.

Mehr als 550.000 Festnetz-, Internet- und Mobilfunkkunden

Tele2 Österreich betreut insgesamt mehr als 550.000 Festnetz-, Internet- und Mobilfunkkunden. Das Unternehmen beschäftigt im Haus rund 30 Mitarbeiter und rund 170 im Call Center.

In Frankreich hat Tele2 Verhandlungen mit dem Mobilfunkbetreiber SFR (Gruppe Vivendi) aufgenommen, um als MVNO tätig zu werden, berichtet die Wirtschaftstageszeitung "Les Echos" am Montag. Die Verhandlungen zwischen den beiden Betrieben seien bereits zwei Mal gescheitert, weil die Schweden sich geweigert haben, die Bedingungen der Vivendi-Tochter zu akzeptieren.

Abkommen gekündigt

Die deutsche Debitel hat bereits Anfang Juni ein Abkommen mit SFR angekündigt, um zum ersten virtuellen Mobilfunkbetreiber in Frankreich zu werden. Die Firma The Phone House ist in Frankreich am dem Netz von Orange (Gruppe France Telecom) seit Juli in der Bretagne als MVNO-Anbieter tätig.

Tele2 ist als MVNO bereits in den Niederlanden, Dänemark, Finnland und Norwegen tätig. Bisher hatte sich Tele2 in Österreich als so genannter ESP (Enhanced Service Provider) auf den reinen Wiederverkauf von bestehenden Leistungen des Partners One beschränkt.

Alles

Ein MVNO betreibt mit Ausnahme von Funkmasten und Frequenzen alles selbst, was zum Handygeschäft gehört (beispielsweise Switches und Server), und tritt mit eigener Vorwahl und eigenen SIM-Karten auf. Ein ESP hingegen nützt ausschließlich bestehende Infrastruktur eines Lizenzinhabers und beschränkt sich auf das Wiederverkaufen von Leistungen eines bestehenden Mobilfunkbetreibers, kann aber auch spezielle Tarife und spezielle Dienste anbieten.(APA)