Mödlhammer: Es gibt einen Erfolg zu vermelden. Bei den Gesprächen am Montag wurde endlich klargestellt, dass die Gemeinden und die Länder in den vergangenen vier bis fünf Jahren mit Abstand am meisten Geld aus dem Finanzausgleich verloren haben, und dass die Steuerreform vor allem dem Bund sehr entgegenkommt.
STANDARD: Im Gespräch mit Bürgermeistern hat man aber den Eindruck, dass die Landflucht und die damit verbundenen Mindereinnahmen das große Problem kleiner Gemeinden sind - nicht allein die Steuerreform.
Mödlhammer: Ich denke, das eine bedingt das andere: Je weniger Geld eine Gemeinde hat, umso weniger attraktiv ist sie für ihre Bewohner, umso mehr Menschen ziehen woandershin. Um das zu verhindern, muss eine Grundinfrastruktur vorhanden sein: ordentliche Kinderbetreuung, eine Schule, gute Trinkwasserversorgung und Müllabfuhr, ein adäquates Netz öffentlicher Verkehrsmittel, zeitgemäße Freizeit- und Kulturangebote, ein gewisses Arbeitsplatzangebot sowie Breitbandzugang ins Internet.
STANDARD: Das ist eine Infrastruktur, wie sie auch eine Stadt bietet. Liegen die Chancen kleiner Gemeinden in der Verstädterung, oder ist es wichtig, das Kleinteilige, das Dörfliche zu erhalten?
Mödlhammer: Technischer Fortschritt und Dörflichkeit schließen sich nicht aus, das ist eine Frage der Lebensqualität. In Österreich ist es bisher gelungen, eine Vielfalt von Lebenswelten vom kleinen Dorf bis zur pulsierenden Stadt zu erhalten. Das ist anders als zum Beispiel in Frankreich, wo außerhalb der Städte Ausdünnung herrscht.
STANDARD: Was aber tun, um die Folgen der zunehmend spürbaren Finanzknappheit kleiner Gemeinden abzufedern? Wären etwa, um Verwaltungskosten einzusparen, Gemeindezusammenlegungen ein Ausweg?
Mödlhammer: Zusammenlegungen erfüllen sicher nicht den erwünschten Zweck. Außerdem sind gerade kleine Gemeinden wahre Sparmeister, das hat eine Untersuchung des Staatsschuldenausschusses ergeben. Am Land sehen Gemeindemitarbeiter ihre Tätigkeit als Aufgabe, nicht als bloßen Job.
STANDARD: Wenn Sie einen Blick in die Zukunft wagen - wie wird es in 20 Jahren um die österreichischen Gemeinden stehen?